: Babyhändlerbande international gesucht
■ Gegen 17 mutmaßliche Kinderräuber wird ermittelt/ 15 Kleinkinder wurden entführt und dann verschachert
Berlin (ap) — Gegen den mutmaßliche Drahtzieher einer in Berlin operierenden Babyhändlerbande, den französischen Unternehmer Joseph Colombar, hat die Polizei am Montag internationalen Haftbefehl beantragt.
Die Kriminalpolizei ermittelt inzwischen gegen 17 Personen, die im Verdacht stehen, mindestens 15 Kleinkinder entführt, gekauft oder verkauft zu haben. Vier Personen wurden bisher in Untersuchungshaft genommen. Neben Colombar werden noch zwei Rumänen mit Haftbefehl gesucht. Die Spuren führten nach Frankreich, Holland und Rumänien.
Colombar wurde aufgrund von Fotos identifiziert. Er ist verdächtig, Hintermann für den Verkauf der Babys an kinderlose Ehepaare in Südfrankreich zu sein.
Eine andere Spur führt nach Rumänien, wo der 42jährige Holländer rumänischer Abstammung Ludovicus Basili vermutlich Kinder kaufen wollte. Basili, der in Holland mit Haftbefehl wegen Raubes und Erpressung gesucht wird, war am Donnerstag in Berlin verhaftet worden. In seinem Wohnwagen in einer Wohnmobilsiedlung fand die Polizei einen einjährigen Jungen und ein zweijähriges Mädchen, die offenbar nach Südfrankreich verkauft werden sollten. Der Junge war letzte Woche aus einem Übersiedlerwohnheim im Stadtteil Kladow entführt worden. Die Fahndung nach den Entführern führte auf die Spur der Kinderräuber. Das jugoslawische Mädchen war am 21. September aus einer Unterkunft für Asylbewerber in Braunschweig geraubt worden. Es wurde heimgebracht.
Außerdem wurde in Basilis Wohnwagen ein „Verkaufskatalog“ mit den Bildern von 15 weiteren Kleinkindern sichergestellt. Schicksal und Identität dieser Kinder waren zunächst völlig ungewiß. Die Polizei veröffentlichte die Fotos und bat um Hinweise.
Im Zusammenhang mit der Entführung des einjährigen Jungen in Kladow wurde auch gegen den 25jährigen Rumänen Petrea Granchea und seinen 31jährigen Landsmann Mihai Covaci Haftbefehl erlassen und die internationale Fahndung ausgeschrieben. Covaci wird außerdem verdächtigt, den Verkauf des Kindes einer Jugoslawin aus einem Spandauer Asylbewerberheim an Basili vermittelt zu haben. Basili soll für die Kinder „mehrere tausend Mark“ bezahlt haben.
Bei weiteren Ermittlungen stießen die Beamten auf ein Gehöft in Rüdersdorf östlich von Berlin. Dort lebten Angehörige von Basili. Unter anderem sei dort eine gebrauchte Windel gefunden worden. Möglicherweise wurden auf dem Gehöft entführte Kinder festgehalten.
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