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Lenin wird ins Altenheim gefahren

■ Umweltsenator Hassemer nimmt Friedrichshainer Lenin-Denkmal aus der Denkmalsliste/ Bausenator Nagel wird Abrißgenehmigung erteilen

Berlin. Berlins Lenin wird nun doch zu Grabe getragen. Überraschend schnell entschied sich Umweltsenator Volker Hassemer (CDU), die in Friedrichshain stehende Statue von der Berliner Denkmalsliste zu streichen. Die Entscheidung sei in einem »Abwägungsprozeß« mit der Denkmalspflege getroffen worden. Zugleich wandte sich Hassemer gestern mit der Bitte um eine Abrißgenehmigung an Bausenator Wolfgang Nagel (SPD). Wie die Sprecherin des Umweltsenators, Patricia Werner, mitteilte, liege die Zustimmung aus dem Hause Nagel schon mündlich vor. Eine schriftliche Bestätigung wurde gestern noch erwartet. Damit wäre dann der Weg frei, das 19 Meter hohe Denkmal abzureißen.

Wann es dazu kommen wird, konnte gestern weder die Bau- noch die Umweltverwaltung definitiv sagen. Nagels Sprecher, Peter Weninger, erklärte, man sei bemüht, daß »das Ganze sehr schnell geht«. In der Umweltverwaltung hieß es, der Abriß sei noch diese Woche, spätestens aber Ende des Monats möglich. Für einen behutsamen Abtrag seien, so Hassemers Sprecherin Werner, »72 Stunden Abbruchzeit notwendig«.

Wohin das Denkmal gebracht werden soll, ist noch offen. Als möglicher Standort ist der Künstlerhof in Berlin-Buch im Gespräch, wie der Sprecher des Kultursenators, Rainer Lemke, erklärte. Hier würden schon Teile des alten Stadtschlosses lagern. Eine endgültige Entscheidung stehe allerdings noch aus und werde im persönlichen Gespräch zwischen Kultursenator Roloff-Momin und Umweltsenator Hassemer geklärt.

Die Vorstellungen seines Parteikollegen Uwe Lehmann-Brauns, die sozialistischen Denkmäler am Rande der Stadt in einer Art Panoptikum auszustellen, soll Hassemer laut Patricia Werner »zurückhaltend« beurteilt haben. Ein solcher Vorschlag befriedige den Umweltsenator nicht. Es sei aber klar, daß das Denkmal nur abgerissen werde, wenn feststehe, auf welchen Standort es komme.

Bei der Begründung für den Abbruch des Lenin-Denkmals beruft sich Hassemer auf eine gewundene Definition des öffentlichen Interesses. Die Abtragung des Lenin-Denkmals sei eine Fortsetzung und somit Bestandteil der 1989 eingeleiteten friedlichen Revolution. Deshalb gebiete das öffentliche Interesse, den Denkmalschutz für dieses Monument aufzuheben, so Hassemer. Seine Sprecherin Werner führte zudem an, daß der Platz ohne den Abriß bis in alle Ewigkeit zu seinem jetzigen architektonischen Zustand verdammt sei.

Die »Initiative Politische Denkmäler der DDR« nannte die Streichung der Lenin-Statue von der Denkmalsliste »unzulässig«. Ein öffentliches Interesse habe der Umweltsenator nicht nachweisen können. Ihr Sprecher Eberhard Elfert erklärte, das Denkmal solle einzig und allein aus politischen Gründen zerstört werden. Der Abriß erfolge, ohne daß eine Planung für den Platz vorliege. Die Initiative, die seit Monaten für den Erhalt der Statue kämpft, ruft zu einer Kundgebung am Tage des Abrisses um 17 Uhr auf — direkt unter den Fäusten des russischen Revolutionsführers (jetzt Platz der Vereinten Nationen). Severin Weiland

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