: Christdemokrat als Katzenkiller
Haldensleben (taz) — Er hat drei Katzen, einen Hund und drei Schafe und hält sich eigentlich für einen sehr tierfreundlichen Menschen. Der Abgeordnte im Landtag von Sachsen-Anhalt, Ralph Geisthardt (CDU), kann sich eigentlich gar nicht so richtig vorstellen, wie er dazu kam, einen ganzen Wurf junger Katzen, insgesamt sechs, im zarten Alter von gerade zwei Stunden im Mittellandkanal zu ertränken. Und noch viel weniger kann er sich vorstellen, wie er so blöd sein konnte, sich dabei auch noch von der Wasserschutzpolizei erwischen zu lassen.
Nun ist die Katze aber in den Brunnen gefallen, und Geisthardt steht einmal mehr im Mittelpunkt gewisser Ermittlungen. Verstoß gegen diverse Paragraphen des Tierschutzgesetzes wird ihm vorgeworfen, und Geisthardt selbst ist sich sicher: „Damit habe ich wohl nicht gegen mehr Gesetze verstoßen.“ Doch den ganzen Trubel um sechs ersäufte Katzen kann sich Geisthardt nicht erklären. „Bei uns im Dorf wird jeden Tag mindestens eine Katze totgefahren, darum kümmert sich kein Mensch.“
Vielleicht ist es ja eher die Person Geisthardt, die wieder einmal das öffentliche Interesse weckte. Als stellvertretender Vorsitzender des Stasi- Ausschusses in der Volkskammer hatte Geisthardt nach Vermittlungen von Kanzleramtsminister Lutz Stavenhagen ein längeres Gespräch mit Alexander Schalck-Golodkowski in dessen westdeutschem Exil. Es ging um die Stasi-Vergangenheit verschiedener Abgeordneter, darunter auch um die von Czerny alias Lothar de Maizière. Und schließlich war es auch Geisthardt, der seinem Ex-Regierungschef, Gerd Gies (CDU), die zweifelhaften Stasi-Listen besorgte, mit denen Gies Abgeordnete der eigenen Fraktion unter Druck setzte und zum Mandatsverzicht zwingen wollte. Gies selbst kostete das den Sessel des Regierungschefs, aber nachdem seine Erpressungsversuche in drei Fällen Erfolg hatten, konnte er ebenso wie Ralph Geisthardt als CDU-Abgeordneter in den Landtag nachrücken.
Vieles um Geisthardt liegt im Zwielicht, aber für die Sache mit den Katzen will er geradestehen. Wird auch nicht wieder vorkommen. Denn die verwaiste Katzenmutter Heidi, nach Geisthardts Angaben die beste Mäusefängerin seines Kleinzoos, hauchte ihr Leben inzwischen ebenfalls unter einem Autoreifen aus. Eberhard Löblich
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen