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Atommüllkippe für Greifswald im Gespräch

Berlin (taz) — Die Betreibergesellschaft des Atomkraftwerkes Greifswald und das Umweltministerium von Mecklenburg-Vorpommern haben gestern mit windelweichen Dementis auf die Berichte von Greenpeace reagiert, daß in dem stillgelegten Kraftwerk das zentrale Zwischenlager für Atommüll entstehen soll. Die Energie Werke Nord AG (EWN) würden kein solches Atommüllager in Greifswald aufbauen, erklärte der Sprecher der EVN, Dietmar Brauer. Greenpeace hatte dagegen gesagt, die deutschen Energieversorger wollten ein solches riesiges Zwischenlager für hoch- und mittelradioaktiven Atommüll auf dem Gelände des AKWs errichten. Betreiber solle die Gesellschaft für Nuklearservice werden. In Greifswald sollen danach ab 1995 bis zu 10.000 Tonnen abgebrannter Atombrennstäbe und 200.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiven Atommülls gelagert werden.

Auch die Umweltministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Petra Uhlmann (CDU), hatte zunächst gesagt, es werde auf keinen Fall kein solches Riesenzwischenlager geben. Sie als zuständige Genehmigungsbehörde werde nur ein Zwischenlager für den Müll, der bei der Sanierung des Atomkraftwerkes in Greifswald anfalle, genehmigen. Später schob sie nach, daß es sicherlich auch für ein großes Zwischenlagers Überlegungen gebe. Ein neuer Entsorgungskonsens für den bundesdeutschen Atommüll, in dem das Zwischenlager in Greifswald eine zentrale Rolle spielen könnte, wollen Niedersachsen und Hessen vorläufig nicht zustimmen. Im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern will die SPD Umweltministerin Uhlmann am Donnerstag zum Offenbarungseid zwingen. „Sie hätte sagen müssen, wir stehen nicht in solchen Verhandlungen“, so der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Henning Klostermann. „Das wollen wir provozieren.“ Die öffentlich gewordenen Pläne seien ein „Mordsskandal“. Die Menschen in Vorpommern müßten „auf die Straße dagegen“. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in dem Bundesland kritisierte die Pläne. Der Landesbeauftragte des DGB, Peter Deutschland, warnte, daß nördlichste Neubundesland könne nicht „kaputtdeponiert“ werden. ten

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