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Gorbatschow will Balkan befrieden

■ Kämpfe in Kroatien gehen weiter/ Lastzüge nach Vukovar hängen fest/ EG lädt Mesic aus

Berlin (afp/taz) — Der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow hat sich gestern als Vermittler in den Jugoslawienkonflikt eingeschaltet. Zu getrennten Gesprächen empfing der Kremlchef am Dienstag nachmittag die Präsidenten von Serbien und Kroatien, Slobodan Milosevic und Franjo Tudjman. Tudjman erklärte sich anschließend auch zu einem Dreiertreffen mit Gorbatschow und seiem Widersacher Milosevic bereit. Am Mittwoch wollen die beiden Präsidenten auch mit Boris Jelzin sprechen. Tudjman sagte bei seiner Ankunft, er hoffe, daß Moskau helfen werde, „den blutigen Konflikt zu beenden“. Auch Milosevic war zugänglich: „Wir hoffen auf einen Erfolg der Moskauer Vermittlungsmission. Mit der UdSSR hatten wir schon immer gute Beziehungen.“ Moskau hat seine Position der Nichteinmischung bisher nicht geändert und hält an der territorialen Einheit und Unverletzlichkeit der Grenzen des Landes fest. Der Konflikt soll ohne äußere Einmischung gelöst werden.

Nachdem der Hilfskonvoi für die Menschen in Vukovar am Montag bei seinem dritten Anlauf hatte umkehren müssen, wurde am Dienstag weiter verhandelt. Das Mitglied des Generalstabs der kroatischen Nationalgarde, Oberst Imre Agotic, schlug statt dessen vor, die fast 300 Verwundeten mit ausländischen Hubschraubern aus der belagerten Stadt zu evakuieren. Der Armeekommandant des fünften Militärdistrikts, General Andrija Raseta, betonte seinerseits, er werde nur über eine Aufhebung der Kasernenblockaden verhandeln.

Unterdessen teilte ein Sprecher des niederländischen Außenministeriums mit, daß der Vorsitzende des jugoslawischen Staatspräsidiums, der Kroate Stipe Mesic, am Freitag nun doch nicht an der Friedenskonferenz in Den Haag teilnehmen werde. Mesic werde vielmehr vom Bundesaußenminister Budimir Loncar vertreten, da Serbien und seine Verbündeten ihn nicht mehr als Sprecher für die Föderation anerkennen. Dagegen ist Slowenien bereit, an der Konferenz teilzunehmen.

Unterdessen wurden die Gefechte in Ostkroatien fortgesetzt. Vor allem um Pakrac, Novksa und Nova Gradiska sei heftig gekämpft worden. Der Ort Mokosica bei Dubrovnik stand nach Angaben des Rundfunks unter Artilleriebeschuß, während die Hafenstadt weiterhin von der Armee blockiert wurde.

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