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Im Bilderzoo

■ Wunder der Erde, Di., 20.15 Uhr, ARD

In jener unvergessenen Szene aus Arthur Pens Alice's Restaurant, in der die Hippies ihre Küchenabfälle auf die illegale Müllkippe werfen, schossen die Polizisten Bilder von der Schandtat. Auf die Rückseite der Fotos schrieben sie, was man vorne sehen konnte.

Ernst Waldemar Bauer, der die Wunder der Erde seit 1968 zum hundertstenmal durch die Kameralinse zwängte, hat Alice's Restaurant nicht gesehen. Sein Filmbeitrag über die seltenen Pandabären aus China erweckte den Eindruck, als drehte Bauer Blindenfernsehen:

Zu den Bildern eines vorbeiziehenden Bären hören wir den Kommentar: „Ein Bär läuft vorbei. Jetzt bleibt er stehen. Er schaut sich um. Was er wohl von der Kamera hält?“ Dieses seltsam geschwätzige Kommentieren dessen, was ohnehin zu sehen ist, erweckt alte Erinnerungen an zähflüssige Geographiestunden. Mit monomaner Begeisterung jagte der Pauker im abgedunkelten Unterrichtsraum Dias seines letzten Antillen-Urlaubs durch den Projektor, während unsereins sich von einer Arschbacke auf die andere flezte, um nicht einzuschlafen.

Diese mangelnde Sensibilität im Umgang mit dem Bildmaterial steht im umgekehrten Verhältnis zur hölzern inszenierten Begeisterung Bauers. Die pastorale Lobpreisung der Wunder der Erde hat stets einen unfreiwillig surrealistischen Touch. Diese Art TV-Kolonialismus steht für eine heute weitgehend durch Videoclips, Nachrichtendesign, Infotainment und glitzernde Spielshows verdrängte Fernsehsprache. Wie unzeitgemäß der Exotik-Import heute ist, zeigte sich an den gelangweilten Gesichtern der ins Studio eingeladenen Steel-Band-Musiker aus der Karibik.

Das Staunen, das die Bilder, zum Beispiel eines entlegenen Wasserfalls oder eines Vulkanausbruchs, dem Zuschauer entlocken sollen, wird durch die aus heutiger Sicht indiskrete Art der Präsentation erschlagen.

Man hat keine Zeit und keinen Raum, beim Zuschauen selbst etwas zu entdecken. Statt dessen absolvieren wir einer virtuelle Stadtrundfahrt rund um den Globus: „Links sehen sie das Colosseum, und rechts befindet sich gleich der schiefe Turm von Pisa.“

Es ist das gleiche Gefühl wie im Zoo. Die Tiere sind zwar echt. Aber die Domestizierung des Betrachterblicks durch die vorgegebene Perspektive beim Durchwandern des Parcours macht die Gefangenen hinter den Gittern zu lebenden Dias. Wohltuend hob sich da die letzte Viertelstunde ab, die einen mit symphonischer Musik untermalten Bilderreigen aus den vergangenen hundert Sendungen präsentierte. Da war sie plötzlich da, die Ruhe, derer es bedarf, um etwas Fremdartiges wirklich als fremdartig zu erkennen. Manfred Riepe

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