: Lübecker Grüne rufen um Hilfe
■ Grüne sollen Bremer Transporte nach Schönberg zum stoppen bringen
“Liebe ParteifreundInnen, wir bitten Euch, bei den anstehenden Verhandlungen mit der SPD die Forderung nach dem sofortigen Stop aller Transporte zur Deponie Schönberg zu einem zentralen Anliegen zu machen.“
Mit einem Brief an die Bremer Grünen wollen die Lübecker Grünen erreichen, was ihnen in in den rot-grün regierten Bundesländern Hessen und Niedersachsen bislang mißglückt ist: Bremen soll den Transport hochgiftiger Abfälle auf die Deponie Schönberg stoppen. Hessens Umweltminister Joschka Fischer, der die giftigen Transporte nicht stoppen will, sollte nach Wunsch der Lübecker am besten selbst in Schönberg eingebuddelt werden; Niedersachsens Monika Griefahn hält sich mit öffentlichen Äußerungen zum Thema Schönberg zurück und läßt weiter liefern. Da hofft der Lübecker Schönberg- Aktivist Günter Wosnitza, daß nun wenigstens die Bremer Grünen ihre Forderung als Opposition nicht vergessen, wenn sie denn in Bremen mitregieren sollten.
„Es ist in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden, daß es die Deponie gar nicht mehr gibt“, sagt Günter Warszewa. Dabei wurden gerade im Frühjahr Gutachten veröffentlicht, die noch einmal eine Grundwassergefährdung für Lübeck durch die ehemalige Goldgrube der DDR beschrieben. Und auch an der Lieferpraxis hat sich nichts geändert. Laster um Laster kommt giftige Fracht nach Schönberg, die Kontrollen und Analysen sind absolut unzureichend. Die Zeiten, da über eine Schließung und Totalsanierung der Deponie nachgedacht wurde, scheinen vorbei. Warszewa: „Es läuft mit Volldampf auf den weiteren Betrieb hinaus.“
Aus Bremen kommen laut Aussage von Adolf Pösel, Abfallreferent bei der Umweltsenatorin, rund 20.000 Tonnen jährlich, dabei „nur“ 5.000 Tonnen aus bremischer Produktion. Den Rest kaufen Sondermüllunternehmen wie Plumpp im Niedersächsischen auf. Die verschiedenen Stoffe werden zusammengekippt und dann nach Schönberg gebracht, ein Verfahren, gegen das Umweltschützer seit Jahren Sturm laufen.
Die Alternative der Umweltsenatorin heißt bislang Verbrennung. Dafür hat sich Bremen Kapazität in einer Anlage in Brunsbüttel gesichert. Doch ob und wann dieser Ofen tatsächlich gebaut wird, steht in der Sternen. Vor 1994/95 auf keinen Fall, weiß Pösel, eher aber später. Die Sondermüll-Beratungsgesllschaft, die die Umweltsenatorin gegründet hat, hat zwar inzwischen ihre Berater eingestellt, doch das „zahlt sich mengenmäßig noch nicht so aus“, sagt Pösel.
Bei den Grünen ist man sich der Schönberg-Problematik zwar noch bewußt, doch eine Festlegung, wie wichtig dieses Thema in den Verhandlungen werden soll, wird vermieden. hbk
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