Hoeschianer demonstrieren gegen Krupp

Großdemonstration in Dortmund gegen den Übernahmecoup von Krupp/ Landesregierung muß Farbe bekennen/ Rat der Stadt fordert „eigenständige Weiterentwicklung der Hoesch AG“  ■ Aus Dortmund Walter Jakobs

Etwa 20.000 Menschen trotzten am Donnerstagnachmittag dem starkem Regen und demonstrierten in der Dortmunder Innenstadt gegen die Übernahme der Hoesch AG durch den Krupp-Konzern. „Dieser Deal war zuviel“, lautete ein Motto der Demonstranten. Die Düsseldorfer Landesregierung wurde dabei von den Betriebsräten aufgefordert, „Farbe zu bekennen“ und eindeutig zu erklären, daß sie den Weiterverkauf der Hoesch-Aktien, die sich im Besitz der landeseigenen West LB befinden und auf die Krupp angewiesen ist, unterbinden werde. Noch vor der Kundgebung waren Tausende zur Dortmunder Niederlassung der Bank gezogen, um ihre Forderung zu unterstreichen.

Erneut forderte der Betriebsratsvorsitzende Werner Naß von der Landesregierung die Unterstützung für einen eigenständigen Kurs von Hoesch, denn „wir wissen, daß wir alleine überleben können“. An Rau persönlich appellierte Nass, dafür zu sorgen, daß es „hier nicht zum Chaos kommt“. Erstmals meldete sich am Donnerstag auch der Hoesch-Vorstandschef und Rohwedder-Nachfolger Kajo Neukirchen, der vom Coup des Krupp-Chefs Cromme total überrascht worden war, wieder öffentlich zu Wort. Unter dem Beifall der Demonstranten sprach der Hoesch-Chef davon, daß sein Unternehmen „stark genug sei, allein zu überleben“. Die Frage nach der eigenständigen Überlebensfähigkeit könne er „mit einem uneingeschränkten Ja beantworten“. Für das laufende Jahr erwartet Neukirchen „ein zufriedenstellendes, positives Geschäftsergebnis“. Berichte, wonach Hoesch in diesem Jahr keine Erträge zu erwarten hätte, entbehrten „jeder Grundlage“. In einer einstimmig verabschiedeten Resolution sprach sich auch der Rat der Stadt Dortmund für „die eigenständige Weiterentwicklung der Hoesch AG“ aus. Sie dürfe „nicht zum Spielball konzernwirtschaftlicher Strategien werden“.

Aus Düsseldorf meldete sich Ministerpräsident Rau zu Wort. „Solange kein überzeugendes unternehmerisches Konzept gefunden ist“, werde die Landesregierung alle Möglichkeiten nutzen, um sicherzustellen, „daß es weder zu einer Veräußerung des Hoesch-Aktienanteiles der West LB noch ein gemeinsames Stimmverhalten mit anderen AKtionären geben wird“, sagte Rau.