: Bremer Vulkan bastelt Marineelektronik-Konzern
■ Die hanseatischen Schiffbauer steigen bei Krupp-Atlas ein/ Die norddeutschen Werften haben ihre Rüstungsanteile rapide gesenkt/ Die Auftragslöcher wurden jahrelang mit Rüstungsexporten gestopft
Bremen (taz) — Ein langgehegter Traum der Bremer Schiffsbaukapitäne geht in Erfüllung: Die Aktionäre der Bremer Vulkan AG haben vorgestern auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der mehrheitlichen Übernahme (74,9 Prozent) der Krupp Atlas GmbH (KAE) zugestimmt. Nun können sie die KAE (Umsatz: rund 578 Mio. DM) mit ihrer Tochter Systemtechnik Nord zu einem Elektronikunternehmensverbund zusammenschweißen. Eine positive Entscheidung des Bundeskartellamts wird in Kürze erwartet. Die KAE, Hersteller von Unterwasserortungs- und Navigationsanlagen, hat sich zu einem bedeutenden Anbieter auf den Gebieten Signal- und Datenverarbeitung sowie Simulationssysteme gemausert. Im letzten Jahr hatte sich die Bremer Vulkan bereits die vom Daimler-Konzern zum Schleuderpreis verschacherte AEG- und MBB-Marinetechnik (Gesamtumsatz: rund 800 Mio. DM) unter die Nägel gerissen. Die Bremer Werft ist damit Gewinnerin beim Monopoly um einen marinetechnischen Großkonzern.
Die hanseatischen Werften können seit einiger Zeit Erfolge bei der Abkehr vom Rüstungsgeschäft vorweisen: Sie haben sich mit hochwertigen Spezialschiffen ein weltweites Renommée verschafft und zudem versucht, vom Schiffbau wegzukommen. Jahrelang wurden die Beschäftigungslöcher der Schiffsbauindustrie mit aus Bonn genehmigten und vom Steuerzahler subventionierten Rüstungsexporten gestopft. Die guten Connections der SPD-Betriebsratsfürsten zur Schmidt-Regierung verhalfen den Marineaustattern selbst in Krisenzeiten zu Großaufträgen; nach der Wende streikten die Werftarbeiter für U-Boot-Lieferungen nach Chile. Heute liegt der Rüstungsanteil im Schiffsbau bei rund 25 Prozent — mit abnehmender Tendenz. Die illegalen Unterwassergeschäfte der U-Boot-Krieger und die Zahlungsunfähigkeit vieler Abnehmerländer haben die Exportgeschäfte in Mißkredit gebracht; der Bedarf an Kriegsschiffen hat sich stark verringert. Die Vulkan-Werft muß nun weiter um Militäraufträge kämpfen. Erst vor wenigen Wochen ging der Werft der Bauauftrag für einen thailändischen Hubschrauberträger (Wert: 325 Mio. DM) durch die Lappen — die Thais hatten sich für die billigeren Spanier entschieden. Das Vulkan-Management schob die Schuld der Bundesregierung in die Schuhe: Die Erteilung einer Ausfuhrerlaubnis habe zu lange gedauert.
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