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Türkei: Anschläge vor den Wahlen

Ankara/Istanbul (afp/ap) — Bei den Parlamentswahlen in der Türkei am gestrigen Sonntag bildeten sich bereits am Vormittag große Schlangen vor den Wahlbüros. Die erwartungsgemäß hohe Wahlbeteiligung ist darauf zurückzuführen, daß jeder Wahlberechtigte bei Nichterscheinen ein Bußgeld von umgerechnet 17 Mark entrichten muß.

Nach den letzten Umfragen wurden der rechtsgerichteten Partei des Rechten Weges unter dem früheren Ministerpräsidenten Suleyman Demirel gute Chancen eingeräumt, die meisten Stimmen auf sich vereinen zu können. Die regierende Mutterlandspartei (ANAP) sollte den Progosen zufolge deutliche Verluste hinnehmen.

Im südöstlichen Anatolien, wo die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) ihre bewaffneten Angriff gegen die türkische Armee verstärkt hat, waren starke Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Am Wahltag selbst gab es bis zum Mittag keine Zwischenfälle. Am Freitag abend waren bei der Explosion einer Zeitbombe vor einem Büro der Mutterlandspartei in Istanbul zwei Menschen getötet worden. Insgesamt wurden in den letzten Tagen vor der Wahl in Istanbul vier Anschläge verübt. Brandsätze wurden auf das Archiv des Ministerpräsidenten und eine Kaserne geworfen. Ein Fußgänger erlitt leichte Verletzungen, als ein Sprengsatz bei einem Finanzamt detonierte.

Zu dem Anschlag auf das Büro der Mutterlandspartei bekannte sich die Organisation Dev Sol (Revolutionäre Linke). Zu den drei anderen Anschlägen bekannte sich die linksgerichtete Türkische Volksbefreiungspartei. Am Donnerstag war ein Kandidat der Mutterlandspartei in Bursa von Unbekannten erschossen worden.

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