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Politiker: Zuwenig IQ für den PC

Bonn (dpa/taz) — Die meisten Bonner Spitzenpolitiker sind unfähig, einen Computer zu bedienen.

„Der Bundeskanzler hat keine besondere Beziehung zur Computerwelt“, so das Kanzleramt. Zwar steht zu Hause in der Pfalz ein Personal Computer (PC), aber der wird nur von seinem Sohn genutzt. Auch die Oppositionschefs verstehen den Vorsprung durch Technik nicht zu nutzen. SPD-Fraktionschef Hans- Jochen Vogel, bekannter Klarsichthüllen-Fetischist, hat „mit Computern nichts am Hut“.

Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) läßt Computer nur bis auf fünf Meter an sich heran — in sein Vorzimmer. Zwar hat er verfügt, daß jeder Mitarbeiter auf der Leitungsebene einen Computerkurs machen muß, selbst weiß er mit dem Gerät aber nichts anzufangen. Bei der Vorstellung des Computerspiels „Auf dem Weg nach Europa“ durch sein Auswärtiges Amt kam der reiselustige Genscher nicht aus den Startlöchern.

Auch Heinz Riesenhuber (CDU) propagiert zwar gerne den technischen Fortschritt, verzichtet im persönlichen Bereich aber zumeist darauf. „Er kommt nicht dazu“, sagt sein Pressesprecher fast entschuldigend. Während Riesenhuber nur mit seinen Kindern manchmal zur „Maus“ greift, setzt Verkehrsminister Krause voll auf Digitalisierung. Der studierte Informatiker kennt sich aus mit Bits und Bytes und hat den PC am Schreibtisch stehen. Gleiches gilt für Bildungsminister Rainer Ortleb (FDP). Der absolviert sein Informatik-Fitneß-Training am heimischen PC zu Hause in Rostock. In der Bonner Regierungsmannschaft gehören die beiden Ost-Minister zu den Ausnahmen. „Keine Zeit“, heißt es fast immer, wenn die Frage nach dem Umgang mit dem PC gestellt wird. Und das, obwohl die EDV doch eigentlich beim Zeitsparen helfen soll.

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