: Thema heute: Großangriff auf Gene
Gentechnologie — nein danke! Dieser Slogan ist bereits veraltet, bevor er geboren wurde. Denn schon längst wird die neue Technologie Teil unseres Alltags. „Es ist gar nicht unwahrscheinlich, daß das erste Gentechnik-Produkt, mit dem Sie persönlich in Kontakt kommen, in den Regalen Ihres Lebensmittelgeschäfts steht. Denn“, so die Grünen im Europaparlament, „Lebensmittel sind ein natürlicher Anwendungsbereich für den kommerziellen Einsatz der Gentechnik.“ Aber auch in vielen anderen Bereichen ist der Siegeszug der Gentechnolgie nicht mehr aufzuhalten. Zu verlockend ist die Möglichkeit, Gott endlich so richtig ins Handwerk zu pfuschen. Schließlich gibt die Gentechnologie den selbsternannten Schöpfern im weißen Kittel die Möglichkeit an die Hand, das Erbgut von Lebewesen nach Plan zu verändern. Dafür wird meist ein bestimmtes Stück aus der Erbsubstanz eines Organismus herausgeschnitten und in einen anderen eingebaut. Mit Genen lassen sich so bestimmte Eigenschaften von Bakterien, Pflanzen, Tieren und Menschen mehr oder weniger beliebig übertragen. Damit können Produktionsprozesse beschleunigt, neue Medikamente erstellt und Krankheiten vermieden werden. Dabei entstehen jedoch häufig Lebewesen, wie sie in der Natur nicht vorkommen. Daraus, warnen die Kritiker, ergeben sich Gefahren für Gesundheit und Umwelt. Diese so weit wie möglich einzudämmen, sei Aufgabe der Gesetzgeber. Letzteren sitzt jedoch die mächtige High-Tech-Lobby im Nacken, der es vor allem aus Kostengründen darum geht, die Auflagen möglichst klein zu halten. Die Schlacht ums gentechnische Buffet findet zunehmend in Brüssel statt, wo zur Zeit an Gesetzen gearbeitet wird, die nicht nur verbindlichen Charakter haben für die Gen-Politik der Mitgliedsstaaten, sondern auch als Vorbild für Länder in Osteuropa dienen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen