Deal über Boat People

■ Hongkong will 222 VietnamesInnen in ihre Heimat abschieben/ Über 59.000 weitere wird verhandelt

Hongkong / Berlin (afp/taz) — Zum erstenmal seit zwei Jahren schiebt Hongkong wieder vietnamesische Flüchtlinge in ihr Herkunftsland ab. Nach wochenlangen intensiven Verhandlungen haben sich die Regierungen der Kronkolonie, Großbritanniens und Vietnams darauf geeinigt, 222 Boat People, die zum wiederholten Male illegal nach Hongkong geflohen sind, zwangsweise nach Vietnam abzuschieben.

Nach Angaben des britischen Außenministeriums sollen sie im November in ihre Heimat zurückgebracht werden. 64 weitere Vietnamesen seien bereits freiwillig zurückgekehrt, 28 hätten ihre Bereitschaft zur freiwilligen Rückkehr erklärt. Über das Schicksal von acht Vietnamesen müsse noch entschieden werden, hieß es weiter.

Bei all diesen insgesamt 322 Flüchtlingen handelt es sich um Vietnamesen, die bereits einmal freiwillig im Rahmen eines Programms des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) nach Vietnam zurückgekehrt waren und dafür bestimmte Vergütungen erhalten hatten. Anschließend waren sie erneut mit dem Boot geflohen. — In den vergangenen zweieinhalb Jahren waren mehr als 10.000 Bootsflüchtlinge im Rahmen des UNHCR-Programms freiwillig nach Vietnam zurückgekehrt. Die Regierung in Hanoi versicherte bei den Verhandlungen mit Hongkong und Großbritannien, daß „kein einziger der Heimkehrer in Vietnam der Verfolgung ausgesetzt war“. Den britischen Angaben zufolge werden die Verhandlungen fortgesetzt, um für die etwa 59.000 Bootsflüchtlinge in Hongkonger Lagern eine Regelung zu finden. 17.500 von ihnen wurden als sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge eingestuft und erhielten keinen Flüchtlingsstatus, die übrigen 41.500 warten noch auf eine Entscheidung. Nur etwa 5.000 Boat People wurden als genuin politische Flüchtlinge anerkannt.

Der britische Außenminister Douglas Hurd warnte vorgestern, daß das Problem der Bootsflüchtlinge sich noch verschärfen werde. Allein in diesem Jahr seien bisher über 20.000 Vietnamesen in Hongkong angekommen — 20 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des letzten Jahres.