: »Zwiebelmodell« für Tiergarten
■ Neue Vorschläge für die Eisenbahnplanung aus dem betroffenen Bezirk/ Intercity-Bahnhöfe an Ost- und Westkreuz und ein ganz kleiner Tunnel durch die Stadt/ Bürger und Bezirk protestieren/ Der Senat muß bald eine Entscheidung treffen
Tiergarten. Ein Eisenbahnkonzept für Berlin stellte gestern die Stadterneuerungsgesellschaft S.T.E.R.N. vor. Ihr sogenanntes »Zwiebelmodell« sieht am West- und am Ostkreuz einen neuen Intercity-Bahnhof vor. Dort sollen die Reisenden, wenn nötig, umsteigen. Ein Teil der Intercitys soll dann über die Stadtbahn fahren und am Hauptbahnhof, in Friedrichstraße und am Zoo halten. Die anderen Intercitys werden über die Ringbahn geleitet und stoppen an den Bahnhöfen Tempelhof im Süden und Gesundbrunnen im Norden. Diese Bahnhöfe und der Ring müßten dazu ausgebaut werden. Zusätzlich soll es einen IC-Bahnhof in Spandau geben, der vom Senat bereits beschlossen wurde. Außerdem will S.T.E.R.N. weitere Bahnhöfe auf der Stadtbahn, dem Ring und den Zubringern zum Ring einrichten (siehe Zeichnung), an denen nur Züge aus der Region halten. Weiter ist der Bau eines Tunnels in Nord-Süd-Richtung geplant, der am Lehrter Bahnhof die Stadtbahn kreuzt. Der neue Lehrter Bahnhof und der Tunnel sind allerdings nur für den Regionalverkehr vorgesehen, um die Belastungen für Moabit in Grenzen zu halten. Eine weitere Regionalbahn soll den geplanten Großflughafen im Süden Berlins mit dem Potsdamer Platz, dem Regierungsviertel und dem Flughafen Tegel verbinden.
Das Modell wurde von S.T.E.R.N., dem Institut für Bahntechnik und der GEWU (Consultgesellschaft für Energie, Wirtschaft und Umwelt) als Gegenkonzept zum vom Verkehrssenator Haase favorisierten Zentralbahnhof mit dem viergleisigen Tunnel (die taz berichtete gestern) entwickelt. »Unser Vorschlag ist aus betrieblicher Sicht der Bahn zwar nicht ideal, aber er berücksichtigt die stadtplanerischen Probleme«, sagte S.T.E.R.N.-Chef Uli Hellweg. Außerdem nutze er die vorhandene Infrastruktur der Stadt optimal. Die Kosten beider Modelle dürften gleich hoch sein und in die Milliarden gehen, schätzt Hellweg. Er räumte ein, daß das S.T.E.R.N.- Modell auch Nachteile habe. So seien die Fahrzeiten etwas länger als beim vom Senat geplanten Achsenkreuz. Auch seien einige Umbaumaßnahmen am Ring aufwendig. Am Westkreuz müsse man Grünflächen und Kleingärten überbauen.
Die Nachteile des vom Senat geplanten Zentralbahnhofs mit dem Tunnelkreuz seien für die Stadt jedoch wesentlich größer, betonte Hellweg. Die Senatsverkehrsverwaltung erwarte dort 155.000 Reisende am Tag. Nach einer Prognose der GEWU werden dann die Straßen um den Bahnhof fast immer verstopft sein, zumal sich auch die Regierung und diverse Firmenzentralen in der Gegend ansiedeln werden. Darüber hinaus sei der Standort Lehrter Straße schlecht an die BVG angeschlossen. Die GEWU rechnet mit bis zu 5.000 PKWs pro Stunde auf allen umliegenden Straßen. Auch das Bezirksamt Tiergarten sprach sich gestern ausdrücklich gegen den Zentralbahnhof aus. Der Senat wird sich in den nächsten Wochen für eines der vorliegenden Konzepte entscheiden. Eva Schweitzer
Der Bürgerverein Moabiter Ratschlag lädt am 6. November um 19.30 Uhr zur Diskussionsveranstaltung zu den Bahnhofsplanungen unter dem Titel: »Entgleiste Zukunft«. Ort: Oberstufenzentrum Banken und Versicherungen, Alt-Moabit 10.
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