Kunstlicht

■ Nabelschnüre, subliminal wirksam * Jürgen Brodwolf bei Rolf Ohse, Gunnar Klenke im Atelierhof und Enrique Asensi Vivo bei Veltzke

Auf einen unglaublich sensiblen Eidgenossen gilt es hinzuweisen, dessen Werke zu präsentieren die Galerie Rolf Ohse die Ehre hat: Jürgen Brodwolf ist es, der sich aus der Welt zurückzog in die „unendlichen Weiten und Räume eines Blattes Papier“ (er über sich).

Mit Bleistift, Wasserfarben, Tusche und Asphalttinktur nähert er sich auf pergamentnen Malgründen dem Körper, also Leben und Tod und Trauer und Trost. Pars pro toto ist die Nabelschnur, deren Symbolik den mutmaßlich frühzeitig Abgenabelten umtreibt (doch: wer von uns litte nicht unter diesem Trauma?!).

Brodwolf (Jg.'32) stammt aus Zürich-Land, lernte Lithographie, absolvierte die Kunstgewerbeschule Bern und wurde Autodidakt. In Bremen erhielt er 1975 den „Kunstpreis der Böttcherstraße“. 50 Aquarelle und Zeichnungen zeigt Ohse; Eröffnung ist heute um 20 Uhr, Kunsthallenchef Siegfried Salzmann wird einführend dem Abend den nötigen Glanz verleihen. (Contrescarpe 36, bis 30.11.)

Wappnen Sie sich! Der Atelierhof zeigt Subliminales! Sie wissen schon: Zuckende Reklamebilder im TV, zu kurz, sie bewußt wahrzunehmen, lang genug, danach zum Cola-Automaten zu rennen. Der Hannoveraner Gunnar Klenke (Jg.'75) erforscht die „aufgeladenen Dinge“, die magisch wirken, Fetische, Reliquien. Interessiert sich für die Sprache der Wappen und der Ikonen.

Hui wie es vibriert, wie Energien schwappen! Wir sehen große Leinwände, Öl, subtile Ornamentik, Transparenz, Bedeutungsträger, ja, sagen wir es offen: Zeichen! „Ungemein verhaltene Heftigkeit“ (Dietmar Becker). Ist dies nicht, was uns Monaden im Innersten ausmacht? (Alexanderstr.9B, bis zum 7.11.)

Wie stünde, sagen wir, Klöckner da, gäbe es keine Eisenskulptur. Wie ein unkultivierter Stahlkocher mit Strukturproblemen. Aus dem fernen Spanien dringt die Kunde zu uns, daß dort eine tausend Jahre alte Schmiedetechnik überlebt hat, von Großmeistern wie Julio Gonzales gepflegt. Von ihm gelernt hat Enrique Asensi Vivo (Jg.'50) aus Valencia, seit '77 BRD. Er, dessen Freiplastiken das Ruhrgebiet bevölkern, stellt jetzt bei Helmar Veltzke aus: Skulpturen, Reliefbilder und Objekte. (Graf-Moltke-Straße 37, bis zum 23.11.) Bus