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Bin wichtig, kam gut an

■ Aus dem Tagebuch des Henryk M. Broder

Mittwoch, 23. 10. 91Berlin

Ich, Henryk M. Broder, habe großen (!) Saal der Jüdischen Gemeinde mit Anhängern gefüllt. Ging noch vor der Lesung in abgedunkelten Raum und sprach meine täglichen Mantras (Ichbinwichtich, Ichbinwichtich.)

Habe es der deutschen Friedensbewegung mal wieder so richtig besorgt.

Seitenlang Leserbriefe auf meinen 'Spiegel‘-Artikel (Nr. 18/91) vorgelesen. Touché!

Zuhörer brüllten vor Lachen, was in Köpfen von sog. Friedensbewegten vorging:

Mich, Henryk M. Broder, anzupflaumen, weil ich, Henryk M. Broder, geschrieben habe, daß alle antisemitisch sind, die sich für Frieden mit Saddam Hussein einsetzen. Habe Bettlakenaktion als antisemitisch überführt (wo waren Bettlaken 1933-1945?)

Konnte nochmals Alice Schwarzer, Walter Jens und Ekkehart Krippendorff anpissen:

Wo waren sie 1933-1945?

Habe Deutschen Leviten gelesen (siehe 3. Buch Moses), daß alle Antisemiten/Faschisten sind, die gegen israelische Palästinenserpolitik und/oder Henryk M. Broder sind/schreiben/denken; denn was hatten Palästinenser mit Golfkrieg zu tun? Die haben ja nicht mal Scud-Raketen/Panzer/Atomwaffen! Pah! Da mußten alle herzhaft lachen.

Dialektischen Doppelschwinger erfolgreich eingesetzt (egal ob links oder rechts: kriegst eins in die Fresse): konnte nachweisen, daß alle Deutschen Antisemiten sind, die sich für Holocaust schämen; denn sie beobachten israelische Politik besonders genau/interessiert (habe diese Haltung »Täter als Bewährungshelfer gegenüber Opfer« genannt — kam gut an).

Alle anderen Deutschen sind eh Antisemiten.

Kam nicht richtig in Fahrt, weil keine Journalisten von 'Spiegel‘, 'Zeit‘ etc. zugegen. Kümmern sich mehr um Jugoslawien als Nahost. Schade!

Gehe noch zu Biermann-Abend ins Gorki. Viele Kameras!

Biermann hat G.B.-Preis bekommen (Warumichnich? Warumichnich?) Vielleicht kl. Provokation möglich (Wo war Biermann 1933-45?). Werner

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