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Bis auf weiteres beurlaubt

■ Jugendprojekt von Sozialdiakon Heinisch in Berlin- Lichtenberg soll »bis auf weiteres geschlossen« bleiben

Lichtenberg. Nach dem Brandanschlag vom Dienstag in der Pfarrstraße sind 20 Jugendliche, die seit Januar des Jahres am Ausbau des betroffenen Hauses arbeiten »bis auf weiteres beurlaubt«, sagt der Sozialdiakon der Berliner Erlösergemeinde Michael Heinisch. Das Feuer hat eine Decke und einen Raum beschädigt. Das Projekt ist nicht gestorben, meint Heinisch. Seit 1984 hat er im Professor-Fischer- Haus in Berlin-Lichtenberg mit jungen Leuten verschiedener Coleur — Punks, Skins, Hooligans — zu tun. Es werde weitergearbeitet, »schließlich muß das Dach drauf.« Natürlich habe Heinisch Verdachtsmomente, wer das Feuer gelegt hat, wolle sich aber hüten, sie auszusprechen. Auch die Krawalle am Mittwoch abend, als sich in der Nachbarschaft lebende Hausbesetzer und Leute aus Heinischs Projekt eine Straßenschlacht geliefert hatten, sind ein Indiz dafür, inwieweit irgendeine Akzeptanz der beiden Lager vorhanden ist. Die Hausbesetzer in der Pfarrstraße sind von ihren Nachbarn wenig begeistert. Heinisch verwahrte sich noch einmal gegen die Pauschalisierung seines Unterfangens, mit dem er Jugendlichen aus dem Platteneinerlei der Frankfurter Allee Süd heraushelfen wolle. Das Haus in der Pfarrstraße hat er nach langem Hin und Her vom Magistrat zugesprochen bekommen. Die Bezeichnung »Skinhead-Projekt ist einfach nicht zutreffend«. Daß Kontakte zur geschlossenenen rechten »Kommando-Zentrale« in der Weitlingstraße und zur »NA« bestanden und bestehen, hat Heinisch nie abgestritten. Er sehe die rechtsradikale Gefahr, das Problem sei aber nicht der Rechtsextremismus, vielmehr die Orientierungslosigkeit der Jugendlichen. abc

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