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Türke von Deutschen halb totgeprügelt

■ Der 19jährige Mete E. wurde mit Baseballschlägern lebensgefährlich verletzt/ Tathergang unklar

Charlottenburg. Ein 19jähriger türkischer Mitbürger ist am frühen Sonntag morgen am Adenauerplatz von drei Deutschen lebensgefährlich verletzt worden. Ein Sprecher des polizeilichen Lagedienstes hielt es gestern für fraglich, ob Mete E. überleben wird.

Über den Tathergang herrschte bei Redaktionsschluß noch Unklarheit. Fest steht bislang nur, daß eine Gruppe von Deutschen und Türken gegen 0.25 Uhr am Adenauerplatz aufeinandertraf. Bei den Deutschen handelte es sich um drei Brüder im Alter zwischen 16 und 23 Jahren, die in Begleitung einer Frau waren. Mit wie vielen Leuten Mete E. unterwegs war, war nicht in Erfahrung zu bringen. Erste Zeugenvernehmungen ergaben nach Angaben einer Mitarbeiterin der zuständigen Kripo-Direktion City, die Türken hätten sich unterhalten und seien von den Deutschen durch Nachäffen der türkischen Sprache verbal provoziert worden. Mete E. habe dagegen protestiert, woraufhin ihm einer der Deutschen einen Fausthieb verpaßt und ihm dann einen Baseballschläger auf den Kopf geschlagen habe.

Die Vernehmungen dauerten bei Redaktionsschluß noch an. Auf erneute Nachfrage bei der Kripo am späten Nachmittag hieß es, beide Gruppen bezichtigten sich inzwischen gegenseitig, mit der Schlägerei angefangen zu haben. Die Deutschen behaupteten zudem, der Baseballschläger habe den Türken gehört. Ob die deutschen Brüder den Skinheads oder einer anderen politischen Gruppierung angehörten, sei nicht bekannt.

Freunde von Mete E. und Angehörige des Türkischen Elternverbandes zogen gestern nachmittag zu einer spontanen Kundgebung vor das Klinikum Steglitz, wo Mete E. liegt. Sie verteilten dort Flugblätter gegen Gewalt und Fremdenhaß und forderten »die Verantwortlichen der Gesellschaft auf, der Gewalt konkret und sichtbar« entgegenzutreten. »Der Fremdenhaß nimmt von Tag zu Tag zu, es geht uns alle an«, egal, ob man Immigrant, Flüchtling oder Deutscher sei: »Jeder oder jede ist irgendwann mal dran.«

Ein Mitarbeiter des Türkischen Elternverbandes berichtete der taz, daß Mete E. mit seinen Eltern schon lange in Berlin lebe, in dem Verband Hausaufgabenhilfe gebe und eine Initiative für das friedliche Zusammenleben mit den Deutschen gegründet habe. Sein Plan sei es gewesen, sobald wie möglich einen interkulturellen Jugendabend zu veranstalten. plu

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