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Duckologie und Goofykunde

Hamburg (ap/taz) — „Uff“, „Peng“ und „Bumm“ in dicken Sprechblasen vieler Comics sind jetzt nicht nur für Kinder und Enthusiasten der bunten Bildergeschichten da. An der Hamburger Universität nimmt sich seit einem Jahr auch die deutsche Wissenschaft der „Batmans“, „Asterix“ und „Mickymäuse“ an.

Eigens für die Comic-Forschung wurde eine „Arbeitsstelle für graphische Literatur“ eingerichtet. Einer der „Gründungsväter“ dieser in Deutschland einmaligen Institution ist Michael Hein. „Bei uns“, erzählt er, „steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen.“ Die stolzen Franzosen dagegen hätten Comics bereits zu einem Bestandteil ihres nationalen Kulturerbes gemacht. „Vor zwei Jahren wurde in Angouléme ein nationales Comic-Zentrum eingeweiht mit einer Riesenbibliothek und festen Angestellten“, fügt Hein bewundernd hinzu.

Das sind Zustände, von denen die 20 Jungakademiker in der Hamburger Arbeitsstelle nur träumen können. Zwar besitzen die „Comicologen“ seit knapp drei Monaten ein eigenes Büro. Aber ohne Bezahlung müssen die Studiosi einen großen Teil ihrer Freizeit investieren, damit die im Keller der alten Villa untergebrachte Bibliothek eines Tages der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Unterstützt werden sie von sechs Professoren.

Gearbeitet wird allein mit Buchspenden von Comic-Verlagen. Die zunehmende Flut der Bildergeschichten, die es seit rund 100 Jahren gibt, gilt als ein Produkt der heutigen schnellebigen Zeit. Ebenso wie Film, Fernsehen und Videos sind die Heftchen Massenvergnügen vieler Menschen. In Deutschland fielen die Zeichnungen mit den Sprechblasen bislang durch das akademische Raster. Während sich die Kunsthistoriker dem artverwandten Cartoon und der Karikatur schon vor langer Zeit annahmen, fristeten Comics ein wissenschaftliches Mauerblümchen- Dasein. Das wird jetzt offenbar anders. Völkerkundler beispielsweise haben angefangen, die ethnische Herkunft des unbeugsamen „Asterix“ zu erforschen, und Soziologen bemühen sich um die Aufschlüsselung der kleinbürgerlichen gesellschaftlichen Strukturen von „Entenhausen“, wo Dagobert Duck wohnt.

Fragen gibt es bei der Comic-Forschung nach den Worten von Hein viele. Warum werden die Hefte von Menschen aller Schichten und Altersgruppen oft begeistert gelesen? Wie funktioniert das Zusammenspiel von Text und Bild? Haben die Bilderstories ihre eigenen Gesetze? Darauf deutet manches. Linien etwa markieren Geschwindigkeiten, ineinandergezeichnete Bewegungsabläufe rufen Dynamik hervor, Gefühle wie Verwunderung und Wut werden durch dick aufgetragene Frage- oder Ausrufungszeichen dargestellt. Und natürlich die Kerze über dem Kopf der Mickymaus...

„In Frankreich“, erzählt Comicologe Hein, „hat eine Umfrage unter Parlamentariern ergeben, daß drei Viertel aller Abgeordneten regelmäßig Tim und Struppi lesen.“ Darauf werde man im Deutschen Bundestag wohl noch lange warten müssen, fügt er lachend hinzu.

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