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Unabhängigkeit von der „Kunst des Arztes“

■ Pro Familia setzt sich für die Erprobung der Abtreibungspille ein/ „Schonender und verträglicher“

Saarbrücken (afp) — Die Familienberatungsorganisation Pro Familia hat sich nachdrücklich für die Erprobung der sogenannten Abtreibungspille in Kliniken ausgesprochen. Ein Schwangerschaftsabbruch solle „so früh wie möglich“ vorgenommen werden.

Mit dem Medikament „RU 486“ sei dies bereits in den ersten sechs Wochen möglich, sagte die Bundesvorsitzende Monika Simmel-Joachim am Montag in einem Interview im Saarländischen Rundfunk.

Dies sei außerdem „mit Sicherheit eine sehr viel schonendere und für die Frau insgesamt verträglichere Art des Abbruchs“. Daher sei auch „überhaupt nicht einzusehen“, warum die medizinische Verbesserung nicht eingeführt werden solle.

In der Anfangsphase solle das Medikament nur durch speziell ausgebildete Ärzte in Kliniken oder ambulanten Praxen verabreicht werden, forderte Simmel-Joachim. Langfristig sei es aber wünschenswert, von „speziellen Abbruchärzten“ wegzukommen.

Bei entsprechenden Fähigkeiten sei „eigentlich nichts dagegen zu sagen, daß auch niedergelassene Ärzte dieses Mittel in der Hand haben sollen“. Sie begrüße jede Möglichkeit, die die Frau von der „Kunst des Arztes“ unabhängig mache. Die Pro-Familia-Vorsitzende wies darauf hin, daß bei der Anwendung des Medikaments in Frankreich die Zahl der Abtreibungen nicht gestiegen sei.

Falsch sei die Annahme, mit dem Medikament könne zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft abgetrieben werden.

Die Konferenz der Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatte sich vergangene Woche mehrheitlich für die Erprobung des umstrittenen Abtreibungsmittels in Deutschland ausgesprochen.

Die stellvertretende Vorsitzende der Frauen-Union, Doris Pack (CDU), forderte eine offene Diskussion über die Zulassung der Abtreibungspille. Denn nach Verwirklichung des EG-Binnenmarktes 1993 könne ohnehin niemand mehr daran gehindert werden, das Medikament in Frankreich an sich auszuprobieren.

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