: Der populäre Konzertführer
■ Wonneproppen
Die bekannteste deutsche Band im Ausland kommt aus Hannover. Eine bekannteste deutsche Band in Deutschland gibt es nämlich nicht. Die uns so würdig und überaus profitabel in der weiten Welt vertretenden Scorpions kommen nun nach Bremen. „Crazy World“ nennen die fünf Norddeutschen ihre Tour, und wo sie recht haben, da haben sie eben recht. Mit ihrer Musik ist es allerdings eine Sache für sich. Die niedersächsischen Skorpione machen seit zwanzig Jahren weltweit erfolgreichen Hard-Rock, balladig („Winds of Change“)und garantiert geeignet zum Abfackeln von Einwegfeuerzeugen. Wer die oberharten Familienväter hören möchte, finde sich heute abend, 20 Uhr in der Stadthalle ein.
Zwei weitere Vertreter der Sparte „Rocken bis zur Betroffenheit“ geben sich in den nächsten Tagen die Saiten in die Hand. Der gemütliche WG-Musikus Klaus Lage wird seine Liedchen aus der Beziehungskiste Sonntag, 20 Uhr im Modernsten unters Fan-Volk bringen. Aber Vorsicht, der Mann und Wonneproppen ist gnadenlos ehrlich. Das wollen wir dem nächsten Schlagerstar lieber nicht unterstellen, der sich am 9.November in der Stadthalle bejubeln lassen wird. Er hat zwar mit „Verdammt, ich lieb' Dich“ eine Menge Schotter gemacht, danach aber sogleich seine Frau verlassen, so stand es geschrieben. Der schlimme Finger, der aussieht, wie der Cousin von Dieter Bohlen, heißt Matthias Reim und singt auch so.
Es wird November, die Nächte werden lang und kalt, also kommt Jazz- Musik in der Kneipe gar nicht so schlecht. Der Veranstaltungsort in Schwachhausen heißt wirklich so und ist auch eine. Schon heute abend um 21 Uhr beginnen die Kneipe- N-Jazztage 91 mit dem Quartett The 4 aus Hamburg, akustisch und improvisierend. Weitere Termine: 2.11.Herrmann Breuer Blue Bone, 22.11.Bescay, und zum Abschluß am 5.12. die in Bremen bestens bekannten, hörenswerten Michael Berger, David Jehn und Jens Ahlers als Michael Berger Trio. Chick Corea meets Beck's, oder so.
Harte Musik gegen Wind und Kälte hat das musikalische November-Programm auch zu bieten. Samstag, 2.11. sollte der Weg ins Wehrschloß lohnen. Da spielen die trompeten-gestützten Poopshovel aus Wisconsin. „Hardcorejazz“ nennt ein Kollege den Stil der vier Amerikaner. Ihnen zur Seite stehen Big Trouble House aus Minneapolis. Der 5.11. im Römer könnte mit den Rubbermaids spannend werden, ganz allein, weil sich die Liste der Bands, denen sie als Vorgruppe dienten, wie das Who is Who der internationalen Punk-Szene anhört.
Morgen abend, 1.11.,20 Uhr, gibt das Marinecorps in der Aller-Weser-Halle, Verden ein Wohltätigkeitskonzert. Cool J.F.
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