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Pariser Richter stört Diplomatie

Paris (dpa) — Ein mit Terrordelikten befaßter „kleiner Richter“ aus Paris bringt mit internationalen Haftbefehlen gegen Repräsentanten anderer Staaten die französische Diplomatie in eine peinliche Lage.

Untersuchungsrichter Jean-Louis Bruguiere hat dieser Tage Gaddafis Schwager Abdallah Senussi zur Fahndung ausgeschrieben: Der Vizepräsident des libyschen Geheimdienstes soll den Bombenanschlag auf die französische Verkehrsmaschine organisiert haben, bei dem am 19. September 1989 alle 170 Insassen über der Wüste von Niger getötet wurden. Kaum war der Haftbefehl herausgegangen, erklärte das Pariser Außenministerium eilig, es werde die Ergebnisse der Justizverfahren „in Rechnung stellen“. Dies gelte auch für den Fall des im Sommer in Paris ermordeten iranischen Exilpolitikers Schahpur Bachtiar. Als Drahtzieher dieser Bluttat hatte Bruguiere iranische Agenten erkannt und Hussein Scheichattar, einen iranischen Ministerberater, zur Fahndung ausgeschrieben.

Doch während der „kleine Richter“ unbeirrt ein heißes Dossier nach dem anderen öffnet, treibt Frankreich zielstrebig den Ausbau der Beziehungen zu Iran und Libyen voran, die als potentiell lukrative Märkte gelten.

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