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Tänzer im Warnstreik

Da sage nochmal jemand, Tänzer seien grundsätzlich blöd: Mit einem Warnstreik bekräftigte das Ballettensemble des Berliner Friedrichstadtpalastes Freitag abend seine Forderungen nach einer Bestandsschutzgarantie der Struktur des Balletts und einem Tarifvertrag — die zweite derartige Arbeitskampfmaßnahme in deutschen Theatern seit dem berühmten Flüsterstreik des Münchner Staatsopernchors vor 10 Jahren. Die Tänzer ließen im Finale des Otto-Lilienthal-Programms Wie ein Vogel schwerelos die letzte Ensemblenummer ausfallen, kamen stattdessen geschlossen auf die Bühne, verbeugten sich und begründeten ihren Warnstreik.

Jens Mikat, Trainingsmeister der Truppe und Mitglied der IG-Medien-Tarifkommisson, forderte den Berliner Senat zum Handeln auf, damit es nicht zu einer weiteren Aktion dieser Art kommen müsse. Ein halbes Jahr habe sich die IG-Medien um die Aufnahme von Verhandlungen bemüht, sagte Mikat; insgesamt sei seit über einem Jahr die Zukunft des Hauses unklar. Mikat betonte, die Tänzer hätten sich zu der ungewöhnlichen Maßnahme auch im Interesse des Publikums entschlossen — damit das Ballett in seiner jetzigen Qualität fortbestehen könne.

Die Tänzer des Friedrichstadtpalastes sind wöchentlich sieben Mal im Einsatz; einige von ihnen verdienen nur etwa 1.000 Mark netto — während vergleichbare Engagements in Paris zum Beispiel etwa 5.000 Mark Brutto plus Zulagen einbringen.

Das Publikum der Freitagsvorstellung reagierte mit minutenlangem Beifall und Bravorufen; Unmutskundgebungen waren nur vereinzelt zu hören. Künstler anderer Theater — zum Beispiel des Berliner Ensembles und der Volksbühne — haben sich inzwischen mit den warnstreikenden Tänzern solidarisiert. dpa/taz

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