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PORTRÄTDavid besiegte Goliath

■ Der neue Präsident Sambias, Frederick Chiluba, kommt aus einfachen Verhältnissen/ Der Gewerkschaftsführer und Laienprediger vergleicht sich gern mit Lech Walesa

Lusaka (ap) — Anhänger Frederick Chilubas verglichen den Kampf zwischen dem nur 1,52 Meter großen Oppositionspolitiker und Sambias schwergewichtigem Präsidenten Kenneth Kaunda vor der Wahl gern mit dem Kampf Davids gegen Goliath. Nun hat — ganz wie sein biblisches Vorbild — David den unüberwindlich scheinenden Riesen besiegt. So steht der neue Präsident des südafrikanischen Staates am Ende eines langen Kampfes als der Stärkere da, den er bereits vor achtzehn Jahren aufnahm, nachdem Kaunda das Einparteiensystem in Sambia eingeführt hatte.

Im Wahlkampf präsentierte sich Chiluba als dynamischer und vor Kampfeslust sprühender Redner, der seine Anhänger mit Sprüchen und Slogans unermüdlich antrieb. Frederick Chiluba ist politisch weitgehend unerfahren, machte sich aber mit seiner scharfen, oft polemischen Kritik an der Regierung Kaunda landesweit einen Namen.

Der heute 46 Jahre alte Gewerkschaftsführer und Laienprediger Chiluba stammt aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater war Arbeiter in einem Kupferbergwerk, er selbst ging mit neunzehn Jahren ohne Abschluß von der Schule ab, um Buchhalter auf einer Sisalplantage zu werden. Seine Frau Verar schickte er in Erwartung seines Sieges im Frühjahr nach London, wo sie sich beim Studium protokollarischer Feinheiten auf ihre Aufgabe als First Lady ihres Landes vorbereiten sollte.

1974 wurde Chiluba zum Präsidenten des sambischen Gewerkschaftsverbandes ZCTU gewählt, ein Posten, den er bis heute inne hat. Seine Opposition zu Kaunda, der Sambia seit der Unabhängigkeit 1964 ununterbrochen regierte, ließ sich Chiluba auch nicht mit dem Angebot abkaufen, sich in das Zentralkomitee der regierenden Nationalen Unabhängigkeitspartei wählen zu lassen und als Arbeitsminister in das Kabinett Kaunda einzutreten. Statt dessen ging er 1981 für drei Monate ins Gefängnis, weil er illegale Streiks gegen die Regierung organisiert haben sollte.

Der neue Präsident hängt, anders als der Sozialist Kaunda, keiner bestimmten politischen oder wirtschaftlichen Ideologie an, hat sich jedoch schon vor seinem Eintritt in die Bewegung für Mehrparteiendemokratie gegen die Alleinherrschaft von Kaundas Staatspartei ausgesprochen. Er neigt in der Ökonomie zu marktwirtschaftlichen Konzepten. So steht die Privatisierung der Kupferminen ganz oben auf Chilubas Regierungsprogramm. Als seine Vorbilder bezeichnete er einmal den tansanischen Staatsgründer Julius Nyerere und den polnischen Staatspräsidenten Lech Walesa, ebenfalls ein Arbeiterführer mit christlichem Hintergrund.

Wegen seiner Standhaftigkeit gegenüber der Allmacht Kaundas und seines Eintretens für die Menschenrechte wurde er von seinen Anhängern als „schwarzer Moses“ und „Befreier“ verklärt.

Dagegen warnten Kritiker, der „wiedergeborene Christ“ Chiluba neige zu autoritärem Verhalten, fasse manchmal eigenmächtige Entschlüsse und ignoriere oft gut gemeinte Ratschläge. Melinda Ham

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