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Ein neuer Boß für Hugo Boss AG

■ Der italienischer Textilkonzern Marzotto kauft die Aktien des japanischen Betrügers Akira Akagi

Frankfurt/Main (dpa/taz) — Manager dürfen ihre Arbeitskleidung getrost wieder aus dem Schank holen: Nichts anzügliches mehr ist an ihren Boss-Anzügen, denn der deutsche Edelgarderobennäher (Motto: „Wir machen Arbeitskleidung für Manager“) gehört nicht länger dem Tokioter Profischwindler und Berufserpresser Akira Akagi (siehe taz 17.9.91). Neuer Eigentümer der Hugo Boss AG im baden-württembergischen Metzingen wird das italienische Textilunternehmem Marzotto. Wie die Investmentbank J.P.Morgan am Freitag in Frankfurt mitteilte, einigte sich Marzotto mit dem derzeitigen Boss-Mehrheitsaktionär, Akagis Unternehmensgruppe Leyton House, die Transaktion noch vor dem Jahresende abzuschließen.

Marzotto will direkt oder indirekt 77,5 Prozent der außenstehenden Stammaktien der Hugo Boss AG übernehmen. Die Gesamtinvestition liege in der Größenordnung von 280 Millionen DM. Die Vereinbarung muß noch von den Kartellbehörden genehmigt werden. Am Donnerstag hatten Informationen die Runde gemacht, denen zufolge die Hugo Boss AG die Aktienmehrheit von der Leyton-House-Gruppe zurückkaufen wolle.

Akira Akagi sitzt zur Zeit im Gefängnis, nachdem die Fuji-Bank illegale Tansaktionen ihres Großkunden bekanntgemacht hat. Die Tokioter Filiale der viertgrößten Bank der Welt hatte Akagi mit gefälschten Belegen über nicht existierende Guthaben zu Krediten über umgerechnet knapp eine Milliarde Mark verholfen — weshalb der Filialleiter gleich mit Akagi ins Gefängnis wanderte. Daß die Fuji-Bank die Affäre publik machte, hängt wiederum mit dem japanischen Börsenskandal zusammen, der die Ermittlungsbehörden veranlaßte, auch bei der Fuji-Bank genau hinzuschauen.

Der Eigentümerwechsel wurde durch die Investmentbank J.P.Morgan in die Wege geleitet. Marzotto sieht sich als Weltmarktführer für hochwertige Leinengarne und reine Wollgewebe. Der Gesamtumsatz der Gruppe wurde mit umgerechnet 1,93 Milliarden DM angegeben. Boss peilt im laufenden Geschäftjahr rund eine Milliarde DM Umsatz an.

Aufatmen werden neben den Herren, die sich die Großinvestition in eine neue standesgemäße Arbeitskluft sparen können, auch die Kleinaktionäre, deren Papiere nun nicht mehr ins Bodenlose stürzen. Ihnen will Marzotto zwar kein Kaufangebot machen, die Börse dürfte jedoch am Montag positiv auf die Trennung der Nobelfirma von ihrem Verbrecher-Boß reagieren.

Der in Tokio stadtbekannte Aufsteiger Akagi stand schon lange in höchst zweifelhaftem Ruf. Seine ersten Milliarden machte er im Immobiliengeschäft, indem er besonders geschickt die Anlieger der besseren Wohnviertel mit üblen Methoden aus ihren Häusern vertrieb und die freiwerdenen Grundstücke aufkaufte. Den Profit investierte er immer dort, wo ein schneller Yen zu erwarten war: in Diskotheken, Golfplätze, Formel-I-Rennen und ins Modegeschäft. dri

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