Wohnungen statt Lücken

■ Grundstückseigentümer werden zum Bauen aufgefordert

“Jetzt geht es richtig los“, freute sich gestern der Ortsamtsleiter der Neustadt, Klaus Rosebrock. In der Alten Neustadt zwischen Hochstraße/Langemarckstraße und Neuenlanderstraße/Westerstraße sollen in einem Rutsch die Baulücken mit Wohnungen geschlossen werden.

Insgesamt 46 Grundstücke in der Alten Neustadt weist das Baulückenkataster beim Bausenator aus. In einer konzentrierten Aktion sollen die Grundstücksbesitzer dazu aufgefordert werden, die Lücken mit Wohnbebauung zu schließen. Dazu wird ein dickes Bündel finanzieller Fördermaßnahmen angeboten, zu der auch die Bremer Kreditwirtschaft „ein Bonbon“ (Sparkassen-Sprecher) hinzufügt: Für bauwillige Eigentümer gibt es Kredite zu Konditionen, die „0,25 Prozent unter Markt liegen“.

Beim Bausenator wurde extra eine Arbeitsgruppe eingerichtet, der die Beratung von Grundstückseigentümern zur Aufgabe gesetzt wurde. Darunter sind Stadtplaner, Architekten und Finanzexperten. Wenn gutes Zureden nicht fruchtet, will der Bausenator stärkeres Geschütz auffahren. In Einzelfällen, „wenn mit den Eigentümern keine einvernehmliche Lösung zu erreichen ist, ... wird auch die Erteilung eines Baugebotes erwogen“, heißt es in einer Erklärung.

Die Chancen für solche Maßnahmen stehen gut. In zwei Musterprozessen hat die Stadt Köln diese gesetzliche Möglichkeit vor dem Bundesverwaltungsgericht entscheiden lassen. Danach ist die Beseitigung der Wohnungsnot ein öffentliches Interesse, zu desen Zweck auch das Rechtsinstitut des Baugebots herangezogen werden kann.

Insgesamt können so etwa 180 Wohnungen entstehen, schätzt Ortsamtsleiter Rosebrock, der parallel zur Wohnbebauung auch bessere Straßen in diesem Gebiet haben will.

Die Neustadt-Aktion für Wohnbebauung soll beispielhaft für Bremen werden. Zum einen gewährleistet das flächendeckende Vorgehen Sicherheit gegen mögliche Widerspruchsverfahren widerborstiger Besitzer, zum anderen sollen auf diese Weise die etwa 2.500 Baulücken aus der Hansestadt verschwinden. Ein Drittel können die Stadtplaner bis zum Jahr 2000 schaffen, sagen sie. Das wären etwa 1.800 Wohnungen, ein knappes Fünftel der 10.000 Wohnungen, die der Senat bis zum Ende des Jahrtausends versprochen hat. mad