piwik no script img

Die Nachricht wird allzeit verfügbar

■ Demnächst geht »Info-Radio« auf Sender/ Keine Musik, sondern Nachrichten rund um die Uhr/ Im Viertelstundentakt wechseln Schlagzeilen und Nachrichtenüberblick/ Programmdirektor Stümpert: Das Leben als ein spannendes Ding schildern

Berlin. Die Rundfunklandschaft befindet sich im Wandel. Am deutlichsten sind diese Folgen der Vereinigung in Berlin auszumachen: Mehrere Sender stehen kurz vor dem Aus, andere sehen einer ungewissen Zukunft entgegen, neue wollen sich auf dem Markt etablieren. Eine der neuen Stationen, die tatsächlich etwas Neues will — keine Musik, sondern Nachrichten rund um die Uhr — ist das »Info-Radio«, ab 22.11. auf 101,3 MHz zu empfangen.

Anliegen der 20 festen Redakteure und zehn freien Reporter von »Info-Radio« wird es nach der Vorstellung des geistigen Vaters des Projekts, Programmdirektor Hermann Stümpert, sein, »das Leben als ein spannendes Ding zu schildern«. Im Viertelstundentakt wechseln Schlagzeilen und der kompakte Nachrichtenüberblick. Alle zehn Minuten gibt es Wetter- und Verkehrsdurchsagen, zweimal pro Stunde Sport- sowie Wirtschaftsnachrichten, Börsennotierungen und dazwischen immer wieder kurze Berichte vom Geschehen in der Stadt.

Ehrgeizig ist das Vorhaben zur Nachrichtenbeschaffung vor allem im lokalen Bereich. Mit eigenen Videokameras sollen beispielsweise die Verkehrsknotenpunkte von einem Redakteur im Studio überwacht werden, Informationen kommen zudem vom Hubschrauber und aus der Verkehrsleitzentrale der BVG. Ein Dutzend Satellitenantennen auf dem Dach der Studios im »Kudamm-Karree« weisen auch auf den internationalen Nachrichtenaustausch. Dennoch fehlen dem neuen Radio jene Infrastrukturen, die das Medium in den USA so erfolgreich gemacht haben: Networks, die Programmteile zentral produzieren und anschließend landesweit an alle Stationen verteilen. Dafür will man später das Know- how vermarkten und selbst Mantelprogramme anbieten.

Berlin hat derzeit in Deutschland das größte Programmangebot und durch die Vereinigung beider Stadthälften die meisten Hörer. Nur so war es möglich, das Projekt eines lokal orientierten News-Radios zu verwirklichen. Damit beginnt nun auch in Berlin eine deutliche Trennung der Programmangebote. In den Vereinigten Staaten, wo derzeit geschätzte 12.000 Rundfunkstationen senden, nennt man diese Genreteilung »Formatierung«. Und von dort stammt auch die Idee eines News-Radios, wie es der neue Berliner Sender verwirklichen will.

1963 startete im kalifornischen Los Angeles die erste News-Talk- Station, und es dauerte einige Jahre, bis sich diese Hörfunkform etablierte. Es ist bis heute die teurere Form des Radiomachens, aber sie bietet beim Erfolg auch die Chance höherer Werbeeinnahmen. Im Gegensatz zum populären Hitradio, das zumeist als Hintergrundprogramm gehört wird, fordern News-Programme die Aufmerksamkeit der Hörer. Und die rezipieren dann auch die Werbebotschaften anders als bei einem herkömmlichen Programm. Hannes Bahrmann/dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen