Der Tag der toten Dose

Göttingen (taz) — An dem von ihnen ausgerufenen „Tag der Dose“ wollen heute mehrere tausend Göttinger Schüler in fünf Demonstrationszügen sternförmig in die Innenstadt ziehen und mit 45.000 leeren Dosen gegen die wachsenden Müllberge protestieren.

Vor dem historischen Rathaus wird sich um 12 Uhr mittags ein zwanzig Meter breiter und acht Meter hoher Dosenvorhang heben, um die Bühne für diverse Dosen-Reden freizugeben. Weiter geht's mit einer Podiumsdiskussion, bei der Umwelt- und Verbraucherschützer Getränkeabfüllern und Supermarkt-Geschäftsführern ökologische Argumente um die Ohren hauen wollen. Eine große „Anti-Dosen-Fete“ soll am Abend die Sache beschließen. Organisiert hat den „Tag der Dose“ die „Schüler-Aktion Umwelt“ (SAU), die schon vor drei Jahren umweltschutzmäßig die Sau rausgelassen hatte. Nach einer spektakulären Boykottaktion gelang es damals, Plastik- und Einwegbehältnisse aus den städtischen Schulkiosken und Getränkeausgabestellen zu verbannen.

Für die heutigen Proteste hat die Landesregierung den Schulleitungen freigestellt, allgemeine Unterrichtsbefreiungen auszusprechen. Die meisten Gymnasien wollen nach der vierten Stunde ganz dichtmachen. An den Lehranstalten, wo störrische Rektoren von Freistellungen nichts wissen wollen, haben Lehrer einen „Unterrichtsgang“ ins Stadtzentrum angemeldet. Reimar Paul