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Die Band zum Rutschgummi

■ Gut für die Badewanne, gut für einen soliden Abend: „Rubbermaids“ im Römer

Allein der Name der Band machte den Mund wäßrig. Früher hieß ein Slogan in der Fernsehwerbung völlig bekloppt, weil als Unreim gedichtet: „Rubbermaid, damit's besser geyht“. Es ging um Anti-Rutsch-Gummis in der Badewanne. Sollte es da Verbindungen geben? Aber die Hamburger Rubbermaids schienen im Vorfeld ihres Auftritts im Römer auch wegen ihrer Vorgeschichte interessant. Immerhin absolvierten sie innerhalb von zwei Jahren annähernd 300 Auftritte in ganz Europa und waren dabei mit renommierten Hardcore-Bands und Punkkombos unterwegs.

Das war den fünf Herren anzumerken. Von Beginn an gerierte sich das Quintett um den Sänger Gagu wie ein Rock'n'Roll-Orchester: mit einem kompakten, polyphonen Sound — der allerdings auch wenig Freiheiten für Improvisationen ließ. So zeitgenau kamen die Einsätze von Gitarren und Baß, so sauber und druckvoll spielte das Schlagzeug, daß der Weg zur Sterilität nicht mehr weit war.

Aber zum Glück war da ja noch der quirlige Frontmann Gagu, der mit großer Energie den Hampelmann machte und stimmlich und vom Akzent her großen amerikanischen Vorbildern wenig nachstand. Und wollte das Publikum nicht sofort anspringen, so stieg der plump-behoste Unterhalter von der Bühne herab und sang inmitten der BesucherInnen.

Etwas altmodisch war er schon, der flotte Fünfer, aber am Ende dieses Jahrtausends erscheint wohl jeder Rückgriff auf Rocktraditionen etwas verklärt. Da machen Ausflüge in frühe Zeiten des Punk keine Ausnahme. Warum allerdings zu einem treibenden Stück im Drei-Viertel- Takt unbedingt ein Walzerwettbewerb mit anschließender Verlosung am Merchandise-Stand stattfinden mußte, war nicht ganz klar.

Es sei denn, daß die Rubbermaids mit aller Gewalt im Showbusiness bekannt werden wollen. Da machen solche Mätzchen vielleicht noch Sinn, in einer Diskothek wie dem Römer war das lächerlich.

Ganz und gar unprofessionell war dagegen die Spieldauer. Nach gut einer Stunde war nämlich schon Schluß. Mag sein, daß ihnen die Bühne zu klein war, im nächsten März wollen sie jedenfalls eine größere erklimmen. Dann geht es im Schlachthof rund. Cool J.F.

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