Wer bezahlt Peters große Rechnung?

■ 2.785.329 Mark Defizit nach der Ausstellung „Peter der Große“ / Ressort BiWiKu muß blechen

Nun hat es auch die Kulturbehörde geschafft nachzurechnen, mit wieviel Defizit die Ausstellung „Peter der Große“ im Übersee-Museum abschließt. Was vor einem Monat die JournalistInnen nach dem simplen Motto „Einnahmen minus Ausgaben“ ermittelt hatten, ist jetzt offiziell bestätigt: Mehr als 2,7 Mio. Mark Miese müssen nachfinanziert werden (vgl. Kasten unten). Ursprünglich war der Senat ausdrücklich von einer „kostenneutralen Lösung“ des Projektes ausgegangen.

Der Bericht der Kulturbehörde vor der Kunstdeputation und eine interne, der taz bekannte Vorlage für die Senatssitzung am 12. November zeigen: Die Behörde hatinzwischen keine neuen Erkenntnisse hinzugewinnen können. Klar ist, wer die Zeche zahlen soll: „Das entstandene Defizit muß durch Nachbewilligung unter Einsparung an anderer Stelle im Haushalt Bildung, Wissenschaft und Kunst ausgeglichen werden“, schrieb der Abteilungsleiter Wissenschaft/Kunst, Egon Ditt, in die eigene Senatsvorlage — nach Rücksprache mit dem Finanzsenator. „Wir nehmen aber anderen kein Geld weg!“ versprach Ditt gegenüber der taz. Theatergruppen oder kleinere Projekte müßten keine Streichungen fürchten.

Des Rätsels Lösung: Jedes Ressort schiebt jährlich bewilligte Gelder vor sich her ins nächste Jahr, wenn sich Ausgaben verzögern. In Wahljahren aber, bei Senatsumbildungen, werden die Karten neu gemischt. Was noch nicht ausgegeben ist, kommt zurück in die große Kasse. Und bei Bildung, Wissenschaft und Kunst (BiWiKu) geht es da beispielsweise um stattliche 30-40 Millionen Überhang aus Bauvorhaben, die erst noch gestartet werden, erklärte Senator Scherf der taz.

Der Geldfluß ist also bürokratisch gelöst, die gewaltigen Kosten sind formal vom Tisch. Ob der Behörde zu den Ursachen des 2,7-Mio.-Lochs noch viel einfällt, ist fraglich (nur 20 Prozent der BesucherInnen waren aus Bremen gekommen). Bei den Sponsoren jedenfalls (Einnahmen 100.000 statt 1 Mio.) hätte es Nachhilfe im eigenen Haus geben können: „Sponsoren wollen nicht nachträglich was finanzieren, sondern gleich mitgestalten“, weiß Egon Ditt, „die planen langfristig und springen nicht ein Vierteljahr vorher ein.“ Susanne Paas