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Andrea Zanotto

■ Sonett über die Verneinung und Verneigung

Namen, weit gestreute Sprache, ihr zärtlich

berührten, Zweige und Schatten, Schriftgestalt...

Die dich durchfließt und die du genießt, Wald

Schrift, ein Gift fast, blühend oder sterblich...

Laßt euch frei, bis alle Formen leer sind

Fäden, Schlingen, Fasern, das Knoten und Entfalten...

Löst die Kräfte, die so harzig schwer sind

Teile, Frühlicht, Winke, wirbelnd und verhalten...

Spinngewebe in der Luftbewegung, Spur

im Echo und Leuchten, aufgenommene Schliere

sei deine Verneigung, Feder, deine Verneinung...

Was aus dir strahlt, strahle gewichtlos nur

wenn du durchquerst und vorschreibst: so kommst du zu dir

Zeichen, du kommst zur flüchtigen Erscheinung...

Was tust du und denkst du? Wer denn antwortet wem?

Sind das Vögel, die ich mit Geräuschen vertausche,

welches Wasser bring ich in der Leere zum Rauschen

durch hohles Land und ausgehöhlten Lehm?

Zu wem, zu welchem Schneider kann ich noch gehen

mit der Logik, die mich zerreißt, ein Loch, ein Lauschen,

für wen laß ich Ton um Ton die Sprache entstehen

wo nur Gesanglosigkeit ist, Nichtrede, Fauchen?

Du warst nie, so kenn ich von dir nur Niegedachtes

dieses Niewort, das Nie in meinen Träumen,

den Traumort, wer weiß aus wer weiß, Niegemachtes.

Die Stimmen der Vögel, der großen Wälder, der Wasser,

das Nichts bewegt sich, formt aus nichts die Räume,

erdachte Nicht-Gedanken, denk: an was?

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