: Bischof Lehmann gegen „Abtreibungspille“
Bonn (ap) — Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Karl Lehmann hat sich erneut kategorisch gegen die Einführung der Abtreibungspille gewandt und die Anwendung des Mittels als neue Dimension der Vernichtung von Leben verurteilt. Der Mainzer katholische Bischof erklärte am Donnerstag in Bonn, die Debatte über RU 486 habe schon zu einer Wende in der ethischen Bewertung der Abtreibung geführt: „Leider beteiligen sich daran auch Politikerinnen und Politiker, die bisher für einen Schutz des ungeborenen Kindes eingetreten sind.“ Politikerinnen aller Bonner Parteien bekräftigten derweil ihre Forderung nach Einführung des Präparats in Deutschland.
Lehmann vertrat die Auffassung, mit der medikamentösen Abtreibung erhalte der Schwangerschaftsabbruch eine neue Dimension: Die Tötung ungeborenen Lebens werde bagatellisiert, einzelne Personen erhielten eine fast ausschließliche Verfügungsgewalt über das Ungeborene. Die Hemmschwelle zur Abtreibung werde mit der Vereinfachung und Verfeinerung der Methode gesenkt.
Weibliche Abgeordnete aller Bonner Parteien plädierten unterdessen in der 'Hamburger Morgenpost‘ (Donnerstagausgabe) für die klinische Erprobung oder Freigabe der in Frankreich bereits zugelassenen Abtreibungspille. Bundesfrauenministerin Angela Merkel bekräftigte, das Hormonpräparat müsse erprobt werden. Es gebe keinen Grund, sich einem Fortschritt im medizinischen Bereich entgegenzustellen. „Aber dies darf uns nicht von der ethischen Diskussion über den Schwangerschaftsabbruch entbinden.“ CDU- Vorstandsmitglied Renate Hellwig erklärte ebenso wie Ingrid Matthäus- Maier (SPD), die Abtreibungspille müsse allein schon mit Blick auf die europäische Öffnung zugelassen werden. In anderen Ländern haben Frauen Zugang zu dem Medikament.
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