piwik no script img

Ein Blumenmeer!

An dem Abend, an dem die Wahlergebnisse in Bremen bekanntgegeben wurden, kommentierte ein Türke den Wahlerfolg der DVU so: ihm täten im Grunde nur die Deutschen leid, da sie, wenn die Ausländer eines Tages Deutschland verlassen sollten, in Deutschland alleine zurückbleiben würden. Trotz aller Komik, die diesen Satz begleitet, ist mir klargeworden, wie bedeutungsvoll diese „Bewertung“ doch ist.

Spinnen wir einmal diese Art von Gedankenfäden weiter: Alle Ausländer, die in diesem Land leben, verlassen Deutschland. In Deutschland leben nur noch Deutsche. Ich frage mich, was der ausländerfeindliche Anteil der Deutschen dann wohl mit dem Potential an Angst und Haß dem Fremden gegenüber anfängt. Als logisch erscheint es mir, daß dann neue Opfer gesucht werden müssen: die schwarzen Haare und Augen werden vielleicht durch grüne Haare ersetzt werden; „Punks raus“. Eine Minorität nach der anderen muß das Land verlassen. Zurück bleiben nur noch Menschen, die den preußischen Disziplinen „Ordnung, Sauberkeit und Fleiß“ verhaftet sind. Das mag wohl das Leben sein — für manche Menschen... Mein mit türkischen Weinreben behängtes Herz würde dann wohl aufhören zu schlagen. Nein, ich möchte in einem Blumenmeer mit Rosen, Nelken und Tulpen den Blumentanz tanzen. Wir drehen uns im Kreise und singen das Blumenlied, welches die Götter geschaffen haben, um die Menschen zur Reise aufzurufen; Endstation unbekannt. Gewiß ist nur, daß dies der Weg zu uns selbst ist. Wandern müssen wir auf einem Weg voller Glasperlen, die sehr zum Ausrutschen verleiten — überall die Gefahr, uns selbst zu verlieren. Laßt sie leben — Rosen, Nelken, Tulpen und viele, viele andere...

Cemile Tamboga

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen