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Tausend im Schevenmoor

■ Entscheidung in der 85. Minute: OT Bremen gegen Kickers Emden 1:1

hierhin bitte

das Fußball-Foto

OT Bremen gegen Emden oder: Beherzt gezielt und doch vorbeiFoto: Björn Haake

“Das ist das Wochenende für die Bremer Clubs der Fußball-Oberliga“, frohlockten die Fans am Sonntag während des Spiels von Aufsteiger OT Bremen. Bereits am Samstag hatten Werders Amateure den Tabellenführer Wolfsburg mit 5:2 vom eigenen Platz gefegt. Der in der letzten Zeit arg gebeutelte Bremer SV holte mit einem 2:1-Sieg gegen Herzlake mal wieder Punkte. Und OT stand kurz davor, das Sieges-Trio zu komplettieren: In der 85. Minute führten die Osterholzer gegen den Tabellenvierten Kickers Emden mit 1:0.

Doch dann dies: Nach einer Ecke nutzte der Emder Grothuis das Tohuwabohu im Strafraum

und schoß noch das Ausgleichstor zum 1:1-Endstand.

Anstatt alle drei Bremer Oberliga-Teams an einem Wochenende siegen zu lassen, machten die Osterholzer lieber ihr drittes Unentschieden nacheinander. Zuletzt spielten sie gegen die Werder-Amateure 3:3, davor gegen Göttingen 05 2:2.

Sportlich hält sich der Aufsteiger mit 11:13 Punkten ganz be

achtlich, finanziell ist die Oberliga für OT ein Drahtseilakt. Der Verein hat jeden Zuschauer bitter nötig, und das gestrige Spiel war — für OT-Verhältnisse — eine Wohltat für die Kasse: Knapp 1.000 Zuschauer kamen. (Zum Vergleich: Zu Emdens Heimspielen kommen regelmäßig 4.000 Zuschauer.) Doch ist nicht etwa plötzlich eine OT-Fanwelle in Tenever ausgebrochen: Etwa 350 Fans waren aus Emden angereist, um ihr Team in der wunderschönen, von Hochhäusern geprägten Kulisse der Bezirkssportanlage Schevenmoor anzufeuern. Lautstark und richtiggehend musikalisch übrigens.

Da verfolgt der Osterholz-Tenever-Fan ja eher ruhig das Spielgeschehen. Obwohl gerade in der ersten Halbzeit eine Menge Jubel angebracht gewesen wäre: Nach dem Schock zu Beginn — in der zweiten Minute gab der Schiedsrichter einen Elfmeter für Emden, den Grothuis aber verschoß — stürmte OT, was das Zeug hält, ließ Emden kaum aus dem eigenen Strafraum heraus. In der 40. Minute schoß Sven Böhe nach einem Konter den Führungstreffer.

Nach dem Seitenwechsel kamen die Emder Fans endlich richtig zum Zug: Ihre Mannschaft drehte den Spieß um und machte unentwegt Druck; OT hatte zwar eine Konterchance nach der anderen, aber meist stand Linksaußen Ersan Dogu allein auf weiter Flur. Seinen Mitspielern ging bereits die Puste aus. Weitaus ärgerlicher als das Unentschieden war für OT allerdings die Leistung des Schiedsrichters. Dazu Trainer Böhm: „Das habe ich in 24 Jahren Fußball noch nicht erlebt.“ Zum gemeinsamen Mittagessen der beiden Teams wurde er vermutlich nicht mehr eingeladen. Susanne Kaiser

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