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Neu im Kino: "Meet the Feebles"

■ Die jugendgefährdende Muppetshow

Möchten Sie gerne wissen, wie es unter dem Mieder von Miss Piggy aussieht? Wie tief Kermit in Drogen- und Pornogeschäfte verstrickt ist oder wie ein Star der Puppenshow aussieht, wenn er Aids hat? Ich auch nicht, aber die Freunde des wirklich schlechten Geschmackes können jetzt eine neue cineastische Höchstleistung goutieren.

Regisseur Peter Jackson aus Neuseeland, dessen Erstlingswerk mit dem treffenden Titel „Bad Taste“ bei den Liebhabern der Splatter-Movies in hohem Ansehen steht, hat das Konzept der Muppetshow in boshaft-eklige Extreme weiterentwickelt. Miss Piggy ist bei ihm zwar ein Nilpferd namens Heidi, Gonzo wurde zum Karnickel Harry und Kermit gar zum Walross Bletch, aber ansonsten ist alles so eng an die Muppetshow angelehnt, wie es das Urheberrecht gerade noch erlaubt.

Diese animierten Puppen sind ständig damit beschäftigt, Tabus zu brechen: Ein Frosch spritzt sich Heroin, Kuh und Küchenschabe sind die Stars in einem Pornofilm, der Manager legt die Katze Samantha auf dem Schreibtisch flach, und der Reporter von der Skandalpresse ist eine Schmeißfliege und wohnt im Klo.

Seltsamerweise gelang es Jackson, aus dieser abstrusen Ansammlung von Geschmacklosigkeiten einen Film zu basteln, der in sich stimmig ist und nicht die Intelligenz des Zuschauers beleidigt. Die Puppen bewegen sich fast so natürlich wie die Vorbilder, die Geschichte ist so geschickt erzählt, daß man von jeder Widerwärtigkeit neu überrascht wird. Genres wie Vietnam-oder Gangsterfilme parodiert Jackson mit genau treffenden Details und zieht sie derart sehr inspiriert durch den Kakao — was ein gnädiger Euphemismus ist.

Aber wenn sie es wollten, konnten auch die wahren Muppets richtig böse sein, zum Beispiel die beiden Grantler vom Balkon: „Diese Show hat mir gut gefallen!“ sagt der eine. Die Antwort: „Du mochtest ja auch den zweiten Weltkrieg!“ Das ist genau das Dilemma dieses Films. Wilfried Hippen

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