piwik no script img

Anderson/Stasi

Wieder eine Agenturmeldung in Sachen Sascha Anderson und Stasi. Dieses Mal meldet sich der ostdeutsche Autor Rainer Schedlinski zu Wort. In der Auseinandersetzung um Wolf Biermanns Stasi-Vorwürfe gegen den Lyriker Anderson geht es, sagt Schedlinski, um einen »Ideologiestreit, es geht um Freund und Feind.« Und ein anderer Gesprächspartner aus der Literaturszene am Prenzlauer Berg gibt zu Protokoll: »Nach Christa Wolf, der Symbolfigur des Widerstands, sind jetzt wohl die Protagonisten des literarischen Untergrunds an der Reihe, wenn es um Abrechnungen im Literaturstreit geht.« Schedlinski, Anderson und Freunde glaubten, nichts verheimlichen zu müssen: »Wir haben doch gewußt, wer in unseren, im übrigen total ‘verwanzten‚ Wohnungen saß. Unser Konzept war: Sie sollten alles wissen und die Wirklichkeit anerkennen... Es war eine Frage der Hygiene, sich so zu bewegen, daß man nichts zu verheimlichen hatte. Sonst wäre man ja paranoid geworden.« Wir nehmen das Konzept beeindruckt zur Kenntnis und fühlen uns an die altbekannte Methode zur Klatsch-Verhinderung erinnert: Jedem alles erzählen, so daß keiner nischt mehr glaubt. Da aber das Bekennen und Petzen nun mal heutzutage zum Tagesgeschäft gehört, geben hiermit Zucker und Nothnagel von der taz-Berlin-Kultur-Redakion zu, vor Jahren auf Einladung der Stasi mit deren Mitarbeitern gesprochen zu haben. Wir können uns leider überhaupt nicht erinnern, was wir gesagt haben. Die Stasi-Leute waren jedenfalls lecker doof! Es bleibt dabei, wie‘s olle Neussi so richtig formulierte: »Das Volk liebt den Verrat und haßt den Verräter.«

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen