Mit neuem Signet in die Zukunft

Ab Januar will das ZDF noch unterhaltender und informativer werden  ■ Von Ben Vart

Zwei Jahre haben die zuständigen Gremien beim ZDF um ein neues Programmschema gerungen, ab dem 1.Januar des nächsten Jahres dürfen nun die Gebührenzahler das Ergebnis bestaunen. Elf Mainzel-Männer, ein Programmdirektor und sein Stellvertreter, der stellvertretende Chefredakteur und ein halbes Dutzend Hauptabteilungsleiter sowie der Sendeleiter hatten zwecks Erläuterung zur Jahrespressekonferenz gerufen und sich eine Quotenfrau aus der Planungsredaktion mitgebracht, die zwar nichts zu sagen hatte, sich aber sonst ganz dekorativ am Herrentisch machte.

Alles soll, doch doch, noch unterhaltender, noch informativer und überhaupt noch viel besser werden im nächsten Jahr, und deshalb wird ein neues Computer-animiertes Signet über den Bildschirm huschen und den Anbruch der neuen ZDF- Zeit verkünden. Das neue Signet ist zwar hübsch unauffällig, aber dafür hat die gute alte Erde jetzt zwei Mondumlaufbahnen. Trotz solcher Ungereimheiten träumt der stellvertretende Chefredakteur Peter Voß schon von einem neuen Image für seine sendende Anstalt — „Infosender Nr.1“ möchte man werden, darunter macht man's gar nicht. Bisher leidet die für alles Aktuelle zuständige Chefredaktion zwar noch sichtlich darunter, daß mit dem Zweiten Programm mehr die schnulzigen Vorabendserien und vielleicht noch das Sportstudio in Verbindung gebracht werden, ansonsten aber die ARD in der öffentlichen Meinung für die aktuelle Information steht. Das soll jetzt anders werden, wenn auch bei heute vorerst (außer der Optik) sich kaum etwas verändert. Es wird nur um fünf Minuten gekürzt (Voß: „Beim Wetterbericht sind bestimmt zwanzig Sekunden einzusparen“), die gleiche Zeit ans heute journal rangehängt, das zudem noch, durch eingestreute Nettigkeiten aus „Mode, Sport und Kultur“, freundlicher, bunter, auf jeden Fall weniger politiklastig werden soll.

Zwischen den beiden Nachrichtensendungen gibt es zukünftig wochentäglich „eine Informationssendung“ (zum Beispiel Wiso, Die Reportage), trotzdem bleibt der erste Eindruck, daß die seriöse Berichterstattung und Information gegenüber den als Unterhaltung ausgegebenen Sendungen ins Hintertreffen gerät, auch beim näheren Hinsehen bestehen. So rutscht das auslandsjournal vom einschaltverdächtigen Sendeplatz (bisher: Freitags ab 19.30 Uhr) auf einen ungünstigeren Termin (zukünftig: Montags ab 21.00). Und die dreiviertelstündige Reportage muß sich schon bald mit einer halben Stunde Sendezeit begnügen. Verschlechterung auch bei Mona Lisa, die vom bebilderten Hausfrauenfunk längst zur engagierten Frauensendung gereift ist: Zukünftig darf frau zwar ein paar Minuten länger senden — aber nur noch 40 statt bisher 52 mal jährlich.

Und Aspekte schließlich wird schlicht halbiert, statt wöchentlich gibt's die Kulturberichterstattung nur noch alle 14 Tage. Trotzdem kann Programmdirektor Oswald Ring die entstandene Aufregung gar nicht verstehen: „Ich weiß nicht, wo sie den Eindruck herhaben, beim ZDF werde Kultur heruntergekürzt.“ Schließlich, ergänzt sein Heinz Ungureit, berichte „das ZDF nicht nur über Kultur, sondern bringt eigene Kulturleistungen“. Und meint die kleinen und großen Fernsehspiele — und wahrscheinlich auch Die Super-Hitparade der Volksmusik und die eigenproduzierten Serien, von Drombuschs bis Derrick, die durch Auslandsverkäufe gar Geld in die Kassen des ZDF bringen.

Geld, mit dem man, gemeinsam mit der ARD, ab nächstes Jahr ein öffentlich-rechtliches Frühstücksfernsehen anbieten will — das vereinigungsgestärkte ZDF wird seine Beiträge dafür aus Berlin senden. Und da von der beschlossenen Gebührenerhöhung nur ein geringer Teil nach Mainz fließt, wird ein fünfter Werbeblock in das Serien-gestählte Vorabendprogramm eingebaut. Für Sendungen wie Tele As, Hut ab, Kinder Kinder, Erstklassisch und Kino-Hitparade gibt's aber keine Mark mehr — alles eingestellt. Da war das nach der Pressekonferenz gebotene Buffet schon wieder eher Omas Gebühreneinheiten würdig.