Afghanische Mudschaheddin verhandeln erstmals in Moskau

Moskau (dpa) — Zum ersten Mal seit Ausbruch des Bürgerkrieges in Afghanistan führt eine Abordnung der oppositionellen afghanischen Mudschaheddin Gespräche in Moskau zur Lösung des Konflikts. Unter Führung von „Außenminister“ Barhauddin Rabbani traf gestern eine Delegation der selbsternannten Mudschaheddin-Interimsregierung mit dem russischen Vizepräsidenten Alexander Ruzkoi zusammen. In die afghanische politische Szene ist Bewegung gekommen, seit die UdSSR und die USA im September angekündigt hatten, daß sie ihre Waffenlieferungen an die verfeindeten Parteien vom 1. Januar an einstellen würden. Die sowjetische Nachrichtenagentur 'Tass‘ vertrat gestern allerdings die Ansicht, die Gespräche mit den Mudschaheddin würden alles andere als leicht sein, da die Meinungen beider Seiten in mehreren Fragen völlig auseinandergingen. Für den Fall, daß die Mudschaheddin den Rücktritt der Regierung Nadschibullah forderten, würden die russischen und sowjetischen Stellen vorschlagen, das afghanische Volk in Wahlen selbst über seine Zukunft entscheiden zu lassen. Ruzkoi erklärte bei seinem Treffen mit den Mudschahedin, die russische Regierung unter Präsident Boris Jelzin werde alles tun, um in Afghanistan einen Frieden zu erreichen. Die russische Agentur 'Ria‘ meldete, Ruzkoi habe auch das Interesse an einer Freilassung der rund 300 sowjetischen Kriegsgefangenen unterstrichen, die sich noch in den Händen der Mudschaheddin befänden. Die Mütter dieser sowjetischen Soldaten drängen die russischen und sowjetischen Stellen seit langem, etwas für deren Freilassung zu tun. Rabbani sagte dazu nach dem Treffen mit dem russischen Vizepräsidenten Ruzkoi, die Mudschaheddin seien in dieser Frage zur Zusammenarbeit bereit, allerdings nur unter der Bedingung, daß die Nadschibullah-Regierung zurücktrete und auch die in Afghanistan gefangengehaltenen Mudschaheddin freigelassen würden.