: Tour d'Europe
■ Zum Thema „taz der Welt“
Die 'taz der Welt‘ hat weltweites Aufsehen erregt. Kaum hatten die ausländischen KollegInnen ihre Arbeit an der taz vom 9. November abgeschlossen, erschienen die ersten Kommentare und Berichte über das Experiment, das auch in zahlreichen elektronischen Medien gelobt wurde. Die 'Ausländertaz‘, so waren sich MacherInnen und BeobachterInnen einig, sollte Schule machen.
Die niederländische Tageszeitung Dagblad voor Noord-Limburg schrieb: „Die größte linke Zeitung Deutschlands macht eine Ausgabe, die eine ausschließlich aus Ausländern bestehende Redaktion zusammengestellt hat. Die taz will damit am 9. November des Falls der Berliner Mauer 1989 und der Reichskristallnacht 1939 gedenken. [...] Die Extra- Ausgabe der Exilanten, Migranten und ausländischen Journalisten soll die Deutschen zum Nachdenken anregen. Zum Nachdenken über den Fremdenhaß, der Deutschland zur Zeit im Griff hat.“
Die französische Tageszeitung Libération würdigte die 'taz der Welt‘ in einem Artikel, der sich mit den Deutschen und ihrem historischen Tag, dem 9. November, befaßt. Die zahlreichen Demonstrationen des Tages gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus seien, so das französische Blatt, enttäuschend schlecht besucht gewesen. Aber: „Am selben Tag ist die alternative Berliner Tageszeitung gänzlich von Ausländern gemacht worden.“
Die Londonder Tageszeitung The Guardian erklärte ihren LeserInnen das Projekt 'taz der Welt‘: „die taz, wie die Zeitung genannt wird, will nicht von der ,Kristallnacht‘ schreiben. Das klingt ihr zu romantisch. Statt dessen erinnert die Zeitung an die ,Pogromnacht‘ mit einer Ausgabe, die vollständig von Ausländern gemacht wird, die in Deutschland leben.“
Die spanische Tageszeitung El Mundo berichtet unter der Überschrift „Berlin im zweiten Jahr“: „Als Antwort auf die Welle des Rasssismus, die Deutschland zum Jahrestag der Wiedervereinigung überrollt, hat die 'tageszeitung‘, die kritischste Berliner Zeitung mit feministischem, ökologischem und linkem Charakter, den Tag der Deutschen mit einer Ausgabe gefeiert, die ausschließlich von Immigranten und Exilierten zusammengestellt wurde. [...] Die Gruppe übernahm die gesamte Zeitung.“
Die türkische Tageszeitung Hürriyet veröffentlichte ein Foto der international besetzten taz-Redaktionskonferenz der 'taz der Welt‘. Darunter schrieb 'Hürriyet‘: „In Berlin wurde die 'tageszeitung‘ von Ausländern herausgegeben. Der 9. November, der Tag an dem die Mauer stürzte, die die beiden Deutschland getrennt hatte, wurde in der 'taz‘ gefeiert, als ob es ein Ausländertag wäre. Als Protest gegen die Übergriffe von Neonazis auf Ausländer hat die 'taz‘ ihre Zeitung in Berlin lebenden ausländischen Journalisten geöffnet und ihnen alle Entscheidungen in die Hand gegeben. Diese Aktion hatte auch zum Ziel, die Ausländer näher an die deutsche Gesellschaft heranzubringen. Die Zeitung hat die Korrespondenten von anderen ausländischen Zeitungen in Berlin und die freien Journalisten zusammengebracht, um das multikulturelle und vielstimmige Beieinander in die 'taz‘ zu bringen.“
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