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Historisch war es anders-betr.: "Warum lieben die Deutschen die Juden so sehr?" von Sonja Margolina, taz vom 9.11.91

betr.: „Warum lieben die Deutschen die Juden so sehr?“ von Sonja Margolina, taz vom 9.11.91

Wenn Sonja Margolina in ihrem sonst hervorragenden Artikel schreibt: „Die Politik definieren sie (Juden) als das, was ihnen zugute kommt oder schadet“, hat sie unrecht. Es ist möglich und bedauernswert, ,daß die heutige jüdische Gemeinde in Deutschland (in Amerika oder Frankreich ist es anders) nur eine Priorität hat. Aber diese Priorität existiert erst seit dem Zweiten Weltkrieg; historisch war es anders, und das Wesen in Hannah Arendts Kritik ist, wie wenig die Juden vor dem Zweiten Weltkrieg sich politisch gegen den Antisemitismus eingesetzt hatten. Die deutschen Juden taten zum Beispiel wenig, um den russischen Juden zu helfen. Die Mehrheit der deutschen Juden sah sich als Deutsche, nicht als Juden, und oft haßten sie die „Ostjuden“ als eine peinliche Erinnerung an ihre Vergangenheit.

Auf der anderen Seite ist die jüdische Tradition von Gerechtigkeit für alle, Juden und Nichtjuden, allgemein bekannt. Man muß nicht nur an Marx, Heine, Tucholsky und Arendt denken, um zu sehen, daß viele Juden sich für Politik interessieren, auch wenn sie keinen „unmittelbaren Gewinn verspricht“. Diese Tradition ist auch in der jüdischen Religion mit der Geschichte von Exodus und der Zeremonie von Pesach eingebaut: „Der Jude ist nicht frei, solange ein einziger Mensch in der Welt noch Sklave ist.“ Daniel Horch,

Berlin-Charlottenburg

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