: Wein und andere Tröpfchen in Halle 5
■ 'Wein 91' ab Samstag in der Stadthalle / Zeitgeist-Frage: Korken oder Schrauber?
Warum ist es an der Weser so schön? Weil in diesem Jahr schon zum 13. Mal die „Wein“, eine Informations- Verkaufsausstellung für Weinfreunde, in der Bremer Stadthalle stattfindet. Auf 4.000 Quadratmetern versuchen vom 16. bis 20.11. neben knapp 60 Ausstellern aus der Bundesrepublik noch dreizehn weitere Länder, von Argentinien bis Zypern, ihre Tröpfchen zu verticken. Auch spaßige Tropfen wie Obstler und Schnaps aus Bier sind im Angebot.
In den Bremer Ratskeller luden die Veranstalter der „Wein –91“ gestern die Bremer Presse, um sie schon mal etwas duhn zu reden, was PR-Arbeit heißt, und zugegebenermaßen zu den angenehmeren Terminen Bremer Journalisten zählt.
Rats-Kellermeister Karl-Josef Krötz und Messe-Organisator Axel David plauderten im Kaiserzimmer suggestiv über den 91er Jahrgang, „nur ein Qualitätsjahrgang“. Der sei zwar nicht ganz so Spitze geworden wie die letzten drei Jahrgänge, aber mache doch Hoffnung auf gute Umsätze und zufriedene Kunden: „Endlich mal wieder was Normales“, so Krötz. Außerdem habe der sonnige Altweibersommer einen guten Einfluß auf die deutschen Träubchen gehabt. Nur der Septemberregen habe die Ernte wieder etwas verwässert. Krötz beruhigte: „Der wird trinkbar - ob Top-Keller- Technik.“
Überhaupt, mit dem ersten Schlückchen eines fruchtig-frischen Mosels, aus bestem Portugiesermaterial, „mit einem Faßcharakter wie ein Roter“, wurden die Ausführungen der beiden Weinprofis noch überzeugender. Die Gretchenfrage „Schraubverschluß oder Korken“ wurde als Knackpunkt der kommenden Jahre angeschnitten. Der Korken gilt aus Tradition als ästhetischer, aber er atmet auch, der Kork. Und: Die — weniger werdenden — Korkeichen werden zu früh geschält, so daß die Stöpsel heute schneller bröckeln. Die kalten, harten Schraubverschlüsse hielten den Wein dagegen „fit und frisch“, erläuterte der junge Kellermeister Krötz und ließ von einem jungen Krull im roten Jäckchen die nächste Kostbarkeit kredenzen: Den ersten trockenausgebauten Eiswein aus dem Rheinhessischen, einem zartroten Spätburgunder mit 16 Volumenprozent Alkohol. Das dunkel getäfelte Kaiserzimmer begann lebendig zu werden, die geschnitzen Fratzen an den Wänden begannen unverschämt zu grinsen. Am Kopf der Tafel überschlugen die Weinhändler derweil die erwarteten Besucherzahlen, man rechnet mit 6.000 bis 8.000 BesucherInnen in vier Tagen. Nach einem Pröbchen 90er Müller-Thurgau aus dem Saale-Unstrut-Gebiet in der ehemaligen DDR, Kennerkommentar: „Verspielte Nase, fruchtig und vorzeigbar“, und einem Riesling namens „Till E.“ wurde klar, was Krötz mit einem „Weinerlebnis“ andeuten wollte. Der taz-Fotograf spielte bereits mit dem Gedanken, ein Six-Pack Eiswein zu bestellen. Hinweis für Weinkäufer: „Beim Weinbestellen klaren Kopf behalten!“ Juan
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