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Unterm Strich

Alain Delon dreht einen Film nach Arthur Schnitzlers Erzählung Casanovas Heimfahrt. In einem Interview erklärte Delon nun, der Text sei ihm „auf den Leib geschrieben“. Er wolle sich allerdings nicht mit dem Italiener auf eine Ebene stellen: „Der hatte Methode. Ich dagegen verführe ohne Methode.“ Seine besten Jahre habe er hinter sich, vertraute er der Zeitung an. „Voll in Form war ich mit vierzig.“ Zur Stärkung seiner Fitness unternimmt Delon auch nicht viel mehr als gelegentliche Spaziergänge mit seinen Hunden. „Ich bin zu faul und esse zu viel.“

Die Kulturinitiative „Lunik-CineARTer“ hat gegen den Verkauf von zwölf Ostberliner Kinos durch die Treuhand protestiert. Der Verein will das Filmtheater „Lunik“ im Bezirk Pankow als ein bezirkliches Film- und Kulturzentrum betreiben, das Theater muß dazu kommunales Eigentum werden. Die Treuhandanstalt verfüge „unrechtmäßig“ über die Filmtheater im Berliner Osten, denn die frühere Bezirksfilmdirektion sei kein Staats-, sondern ein Kommunal-Betrieb gewesen, sagte der Regisseur Peter Zimmermann. In Pankow seien bereits zwei von drei Kinos geschlossen. Die Ostberliner Filmtheater waren Anfang November von der Treuhandanstalt zum Verkauf ausgeschrieben worden. Potentielle Investoren sind verpflichtet, die Filmtheater „als Institution“ mindestens zehn Jahre zu erhalten. Ein „Paketverkauf“ ist nicht vorgesehen.

Der 23jährige slowakische Autor Martin Kasarda hat in katholischen Kreisen der Slowakei für einen Skandal gesorgt. In seiner Erzählung „Das letzte Abendmahl“ schildert Judas Ischariot das Abendmahl als Orgie. Jesus wird als Mann von Fleisch und Blut gezeigt, der sich sexuellen Genüssen mit der geläuterten Maria Magdalena hingibt. Abgeordnete des Slowakischen Nationalrats (Landesparlament) sowie der stellvertretende CSFR-Ministerpräsident Jozef Miklosko strengen nun eine Verurteilung Kasardas nach Paragraph 198 an (Schändung der Rasse, der Nation und des Glaubens). Martin Kasarda und der Chefredakteur der Wochenzeitung 'Kulturny zivot‘, die die Erzählung veröffentlicht hat, wurden bereits verhört. Gleichzeitig wurde der Zeitschrift vom slowakischen Ministerpräsidenten Jan Carnogursky jegliche finanzielle Unterstützung gestrichen. Der „Fall“ Kasarda wurde sogar schon im Prager Bundesparlament debattiert. Staatspräsident Václav Havel, selbst Schriftsteller, verhehlte seinen Unmut über die Intoleranz bestimmter Kreise nicht, als er erklärte, daß wirkliche Literatur nicht vor ein Gericht gestellt werden könne.

Manufaktur Exped nennt sich ein Programm der „Manufaktur“ in der Gmünder Straße 36 in 7050 Schorndorf. Heute ab 20.30 Uhr: Enver Izmailov (g), Krim, solo; 21.30 Uhr: Burhan Oecal (perc), Türkei, solo; dann zusammen als Duo um halb elf. Am Freitag mit gleichen Anfangszeiten: Ned Rothenberg (sax, bass cl), New York, solo; Sayhno Namchalak (voc), Sibirien, und Conny Bauer (tromb), Ex-DDR; danach: alle drei. Wessen Postleitzahl mit 7 anfängt, sollte dabei sein. Qualitätslieferungen sind wahrscheinlich. Info: 07181/61166, 14 bis 18 Uhr.

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