: Neue Chancen für Entwicklungshilfe?
Bonn (dpa) — Ein verstärktes Engagement der Industrieländer für die Entwicklungsländer hat Bundesminister Carl-Dieter Spranger (CSU) gefordert. Die Entwicklungszusammenarbeit müsse innenpolitisch einen höheren Stellenwert bekommen und auch bei außenpolitischen Fragen wesentlich stärker beachtet werden, erklärte Spranger auf einer Pressekonferenz aus Anlaß des 30jährigen Bestehens seines Ministeriums am Mittwoch in Bonn.
Angesichts neuer Herausforderungen an das vereinigte Deutschland müsse das Entwicklungshilferessort personell und finanziell künftig besser ausgestattet werden. Die Nachfrage nach bilateraler und multilateraler Unterstützung sei deutlich gestiegen. „Darauf müssen wir reagieren“, sagte Spranger. Er verwies unter anderem darauf, daß die Bundesregierung 64 Entwicklungsprojekte der ehemaligen DDR in zwölf Ländern übernommen habe. Außerdem unterstütze sein Ministerium inzwischen auch Staaten des früheren Ostblocks. Für 1992 stünden 40 Millionen Mark zur Verfügung, die überwiegend für Beratung etwa von Stiftungen, Handwerkskammern oder ähnlichen Organisationen in Ungarn, Polen, der CSFR, Rumänien und Bulgarien verwendet werden sollen. Spranger bekräftigte zugleich seine Ansicht, daß künftige Entwicklungshilfe vor allem die Eigenanstrengungen der betroffenen Länder fördern müsse. Dagegen werde eine „zwischenstaatliche Sozialhilfeempfänger-Mentalität der Aufgabe nicht gerecht. Es müsse mehr Nord-Süd-Partnerschaft geben, betonte der Minister. In diesem Zusammenhang sei auch ein erfolgreicher Abschluß der Verhandlungen über die Liberalisierung des Welthandels in der Gatt-Runde von großer Bedeutung. Es sei völlig unverständlich und nicht länger hinnehmbar, daß die Entwicklungsländer durch Handelsbeschränkungen doppelt so hohe wirtschaftliche Einbußen hinnehmen müßten, als sie durch staatliche Entwicklungshilfe bekämen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit wurde am 14. November 1961 gegründet. Seit Beginn der Hilfe flossen aus Bonn knapp 150 Milliarden Mark öffentliche Gelder in unterentwickelte Länder. Rund 66 Milliarden Mark waren Zuschüsse, 38 Milliarden Kredite und fast 44 Milliarden gingen an internationale Fonds.
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