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Banker glaubte bei PDS-Geld an Rauschgift

■ „Alarmstufe eins“ bei Bank nach PDS-Millionentransfer

Berlin (dpa) — Nach dem PDS-Millionentransfer im September 1990 auf ein Konto einer Dresdner-Bank- Filiale im nordrhein-westfälischen Bocholt wurde dort „Alarmstufe eins“ gegeben. Das erklärte der Filialleiter am gestrigen Donnerstag als Zeuge im Prozeß um die Verschiebung von 107 Millionen Mark aus dem Vermögen der SED-Nachfolgeorganisation PDS auf ein Konto der Moskauer Firma Putnik. Der Zeuge sagte vor dem Berliner Landgericht, bei einer so kleinen Bankfiliale wie der seinen habe man hinter den innerhalb kurzer Zeit aus Berlin nach Bocholt überwiesenen 90 Millionen Mark „entweder staatliche Gelder oder Rauschgiftgeschäfte“ vermutet.

Vor Gericht stehen die ehemaligen PDS-Funktionäre Karl-Heinz Kaufmann, Wolfgang Pohl und Wolfgang Langnitschke. Kaufmann hatte bei der Bank in Bocholt für die sowjetische Firma Putnik ein Konto eingerichtet und Vollmachten in russischer Schrift vorgelegt, die ihm die Verfügungsgewalt über das Vermögen einräumten. Der Bank habe Kaufmann erklärt, er sei von den Russen beauftragt worden, im Westen Lebensmittel für die hungernden Menschen einzukaufen, berichtete der Zeuge. Die Verschiebung der PDS-Millionen war erst aufgeflogen, als Kaufmann Geld in Oslo abheben wollte.

Nachdem die Echtheit der von Kaufmann vorgelegten Dokumente angezweifelt worden waren, schaltete die Bank ihre Vertretung in Moskau ein. Von dort sei die Information gekommen, daß Putnik vermutlich eine Briefkastenfirma sei. Auf Weisung seines Vorgesetzten hatte der Filialleiter 13 Millionen Mark sperren lassen, die bereits auf ein Putnik- Konto im holländischen Utrecht transferiert worden waren. Die restliche Summe überwies die Bank nach Berlin zurück.

Zuvor hatte eine Kauffrau aus Halle ausgesagt — sie hätte zusammen mit Kaufmann eine Firma gegründet, die auf Betreiben Kaufmanns Kontakte zu Putnik aufgenommen habe.

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