Strahlenfunk

■ Please don't call: Mobiltelefon macht krank

Wir sind unwissend, und deshalb spekulieren wir. Mit uns all die anderen, die, mangels Fakten, ein Gerücht nach dem anderen in drucktechnischen Umlauf bringen. Auf den einen Punkt — um den es ja doch wohl geht — brachte es letzte Woche das Londoner Massenblatt 'The Sun‘. Es fragte mit überdimensionierten schneeweißen Lettern: „Did he fall...Did he jump?“

„He“ — damit ist Robert Maxwell gemeint, dessen Todesursache weltweit die Gemüter bewegt. War es Israels Geheimdienst Mossad, der den gewichtigen Medienmilliardär in die Fluten vor Gran Canarias Küste warf? Erlag „Captain Bob“ auf seiner Luxusyacht einer profanen Herzattacke? Vergiftete er sich am Ende gar selbst? Wir wissen es nicht. Jedenfalls noch nicht.

Aber, heureka! Vielleicht hat ja der 'Spiegel‘ ohne sein Wissen uns auf die richtige Fährte gelockt: Unter der kryptischen Schlagzeile „Ein Koloß im Leben und im Tod“ hätten wir das Foto fast nur flüchtig gestreift, das Maxwell mit einem Mitarbeiter zeigt. Fast nur, denn unser Blick bleibt an einer Schnur hängen, die die beiden miteinander verbindet: Maxwell hält den Hörer seines Mobiltelefons in der linken, sein Mitarbeiter den dazugehörenden Apparat in der rechten Hand. „Autoritär und oft maßlos [...] konnte Maxwell mit einem Wink am Telefon oder am Sprechgerät ein weltumspannendes Netz von Redaktionen, Rotationen und Fernsehsendern dirigieren.“ So beschreibt das Nachrichtenmagazin den Workaholic.

Wir wissen nicht, ob sich der 'Spiegel‘ mit diesem Foto und dieser Einschätzung vorsätzlich aufs spekulative Glatteis begeben wollte. Aber wir wissen, daß Mobiltelefone, wie Maxwell sie offensichtlich zu nutzen pflegte, extrem schädlich sein können.

Der Münchner Biophysiker Jürgen Bernhardt vom Bundesamt für Strahlenschutz hat herausgefunden: Hochfrequenzstrahlung bei leistungsstarken Mobiltelefonen kann zum Gesundheitsrisiko werden. Der menschliche Körper absorbiert diese Hochfrequenzenergie; sie kann auf das zentrale Nervensystem einwirken und Verhaltensänderungen („Did he fall, did he jump?“), Grauen Star, Stoffwechselstörungen oder Temperaturerhöhungen hervorrufen. Dort, wo die Strahlung vom Körper aufgenommen wird, kann die Gewebetemperatur des mobilen Benutzers (beispielsweise Maxwells) um über zwei Grad Celsius steigen. Die Gefahr, daß Menschengewebe aufgeheizt wird (Hyperthermie), wächst mit der Frequenzhöhe und mit der Gesprächsdauer. Am Auge kann die Hochfrequenzstrahlung sogar zur Trübung der Linsen führen.

Das Bundesamt für Strahlenschutz in Hannover empfiehlt den 380.000 bundesdeutschen Mobiltelefonisten, Mindestabstände zur Antenne einzuhalten. Bei Autofahrern sollten sie beispielsweise wenigstens ein bis zwei Meter betragen.

Für Maxwell kam dieser Tip zu spät. Thorsten Schmitz