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Unterm Strich

Bald gibt's wieder Möpse, Kohle, Penunse: Der Montblanc-Preis wird erneut vergeben. Obwohl wir das Debut dieses 723. deutschen Literaturpreises (Angabe ohne Gewähr, wie immer) wortreich und mit Sympathie vermeldeten, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, daß in der Jury der geschätzte Joseph v. Westphalen und Kollegin Renée Zucker mitwirken, hat die Literaturredakteurin sich ihren Füller für teuer Geld im KadeWe kaufen müssen. Gänzlich unbestochen also, mithin in rüder Kürze geben wir bekannt: Thema Die Umarmung; Format nicht mehr als 10 SchreibmaschinenNormSeiten (30 Zeilen à 60 Anschläge); Einsendeschluß 15.2.92; Geld 20.000; Manuskript an Montblanc-Simplo GmbH / Literaturpreis; Hellgrundweg 100, 2000 Hamburg 54.

So mancher Preis ist offenbar nur mit der Ehre verknüpft: die gebührt Lieselotte Maas für ihr fünfbändiges „Handbuch der deutschen Exilpresse 1933-1945“ in Form des Richard-Franck-Preises 1991, verliehen von der Bibliothek für Zeitgeschichte in Stuttgart. Zumindest ist der Pressemitteilung nichts Pekuniäres zu entnehmen, aber vielleicht ist man ja nur bescheidener als diese Füllerhersteller. Denselben Preis erhält postum auch der kürzlich verstorbene polnische Historiker Wladyslaw Chojnacki insbesondere für seine Bibliographien der polnischen Widerstandsliteratur unter der nationalsozialistischen Besetzung sowie der polnischen Untergrundliteratur 1981-86.

So manches Symposion wird an dieser Stelle gewürdigt; da soll auch Norbert Conrad Kaser nicht zurückstehen müssen. In Neuburg an der Donau wird das Symposion mit der musikalisch-szenischen Aufführung des Monodrams ich aber / aus dem dreck herr / schrei ich zu dir nach Kaser-Texten von Anton Prestele eröffnet. Über den 1978 verstorbenen Südtiroler sprechen an den folgenden Tagen u.a. Rolf Selbmann, Hans Haider (Herausgeber der Gesamtausgabe) und Rolf Schneider. Vom 22.-24. 11.; Stadttheater, Tel. 08431 55230, 55231.

So mancher ist ja mit dem Lesen nicht zufrieden, sondern will die AutorInnen auch noch sehen. Die männlichen jungen Hoffnungen der deutschen Literatur treffen sich vom 6.-7.12. im Museum Folkwang, Essen, zu munterem Treiben: Jan Peter Bremer (Einer der einzog das Leben zu ordnen), Thomas Hettche (Ludwig muß sterben), Marcel Beyer (Das Menschenfleisch). Wie's der Zufall will, sind die alle in der taz gewürdigt worden, so daß aufmerksame LeserInnen sich erinnern mögen. Mit dabei sind auch Andreas Neumeister (Äpfel vom Baum vom Kies, nicht zu verwechseln mit Der Schatten des Körpers des Starnbergers) sowie Mattis Manzel (Zwei Seemänner sitzen in Barcelona und essen einen Albatros). Johannes Jansen, auch dabei, empfiehlt sich mit dem Satz: „das entstehende ist ein wegstück das weggegeben sich weiter verändert dem benutz des finders (leser/betrachter) entsprechend — ein chamäleon das die Farbe wechselt den umständen nicht zu genügen und jeder umstand sieht das gleiche und ein anderes Wesen in ein und demselben Tier“.

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