: Geschäft mit strahlender Ware in Zürich aufgeflogen
Basel (taz) — Einen Schwarzmarkt- Deal um 29,2 Kilo schwach radioaktives Material hat die Polizei am Montag dieser Woche in einem Hotel in Zürich verhindert. Dorthin hatten dubiose Vermittler zu Verkaufsverhandlungen vier „Kunden“ bestellt, die sich als schweizerische und italienische Zivilpolizisten entpuppten. Einfädler des Geschäftes war offenbar der 66jährige honduranische Honorarkonsul in Zürich, Federico Renfer. Als Vermittler nahm die Polizei ferner zwei Schweizer, zwei Italiener, einen Österreicher und einen Teschechen vorübergehend fest. Alle sind wieder frei.
Über die in zwei normale Reisekoffer verpackte „Ware“ lagen bis gestern keine exakten Informationen vor. Das Material soll in den kommenden Tagen vom Paul-Scherrer- Institut (PSI) in Würenlingen, dem zentralen Atomforschungszentrum der Schweiz, untersucht werden. Von der Analyse hängt ab, ob gegen die beteiligten Personen wegen Verletzung des Atomgesetzes oder lediglich wegen Betruges ermittelt wird. Nach einer ersten Grobanalyse handelt es sich um schwach radioaktives Material, möglicherweise Uranerz oder Uranoxid. Es sei im vorliegenden Zustand weder als Brennstoff für Kernkraftwerke noch zur Waffenherstellung brauchbar. Grundsätzlich ist in der Schweiz der Handel mit radioaktivem Material jeder Art genehmigungspflichtig.
Völlige Unklarheit herrscht über die Herkunft des Stoffes. Der sollte eigentlich schon im Oktober in Como für 97,5 Millionen Dollar den Besitzer wechseln. Damals petzte ein Vermittler bei der italienischen Polizei, ein Schweizer mit einer Warenprobe wurde verhaftet. Gemeinsame Ermittlungen schweizerischer und italienischer Fahnder führten dann zu der Aktion vom Montag in Zürich. Hinter die Theorie des Staatsanwaltes von Como, Romano Dolce, der Strahlenkram stamme aus Beständen des sowjetischen Geheimdienstes KGB, setzen die Zürcher Kriminalisten große Fragezeichen. Als Quelle, so erklärte Polizeisprecher Markus Atzenweiler der taz, „kommt vorläufig jedes Erzeugerland in Frage“. Thomas Scheuer
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