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Flotter Dreier in Cuxhavener Nacht

■ Ampel-Dienstfahrt endete vor Nachrichtensperre / Außer Fisch nichts geboten

Sechstes Stockwerk im Cuxhavener Hoter Donners: Etwa 20 starre Augenpaare richten sich auf den Journalisten, der das öffentliche Restaurant betritt. Der gute grüne Geist aus der Bremer Rembertistraße namens Rainer Oellerich verläßt sofort seinen Essensplatz und stürzt zum Eingang: „Es tut mir leid, aber ich muß mitteilen, daß wir soeben eine Nachrichtensperre erlassen haben.“ Es sei einvernehmlich festgesetzt worden, die Öffentlichkeit am Sonntag 13.00 Uhr zu informieren.

Was dann zu erzählen sein wird, ist offen. Hucky Heck, so wird gemunkelt, habe die Nase längst voll und wolle viel lieber Freitag abend zum Werder- Spiel statt noch weiter über die Ampelkoalition zu verhandlen. Auch Cecilie Eckler von Gleich soll schon kurz vor dem Absprung gewesen sein.

Die Damen und Herren essen mit ziemlich finsteren Mienen ihren Fisch in sich hinein. Fücks und Beck separieren und genießen bei roter Grütze in einer Ecke den Besuch ihrer beiden Kinder. Und neben denjenigen, die die künftige Landesregierung aushandeln, sitzen Geschäftsleute oder Touristen und plauschen. Das Hotel Donners ist auch im sechsten Stock ein öffentlicher Ort. Die Nachrichten sind gesperrt, aber die Türen stehen offen.

Auch Journalisten haben Hunger. Und den stillen sie nur eineinhalb Meter von den Verhandlern entfernt. Aber wehe, von denen spricht einer mit der Pressemeute. Sofort richten sich die Augen auf den möglichen Verräter. Da redet Jäger lieber gleich so laut, daß alle mithören können, daß er nur Belangloses sagt. Und als dann nur noch Martin Thomas dort sitzt und mit den Journalisten unverfängliche Worte tauscht, kommt gleich der gute grüne Geist von der Rembertistraße, legt Tommi die Hand auf die Schulter und sagt: „Komm, laß gut sein.“

Thomas war es nämlich, der Bürgermeister Wedemeier wieder einmal an den Nerv gegangen war. Er hatte sich am Donnerstag erdreistet, der Presse zu erzählen, daß es da noch fünf Streitpunkte für die Grünen gäbe. Was, trotz Nachrichtensperre, auch am Freitag immer noch die News des Tages war. Das Cuxhavener Gespräch schreitet nicht einmal wie eine Schnecke fort. Und deshalb hatten sich schon mittags die Verhandlungsführer Wedemeier, Fücks und Jäger zum Plausch in der kommenden Nacht verabredet, um die Knoten zu durchschlagen.

Vorausgesetzt, sie finden dann einen ruhigen Raum. Denn für die Bedürfnisse einer 30köpfigen Koalitionskommission ist das Hotel Donners ungefähr so geeignet wie ein verstopftes Klo für eine Groß-Wohngemeinschaft. Aber man hat halt nichts anderes gefunden, und dann war Donners der Kompromiß. Was ja nun wirklich nichts Gutes verheißt. Rosi Roland

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