: Aus für Bremer Schiffbau?
■ Vulkan-Vorstand teilte Betriebrat umfangreiche Umstrukturierungspläne mit
Umfangreiche Umstrukturierungen hat Vulkan-Chef Friedrich Hennemann für den Schiffbaubereich des Bremer Vulkan angekündigt. Den Betriebsrat hat der Vorstandsvorsitzende über die Konzepte bereits informiert: Aus den drei Abteilungen Schiffbau, Maschinenbau und Marinetechnik am Standort Bremen sollen eigenständige GmbHs werden. Knapp 3.000 Beschäftigte wären davon betroffen, knapp 2.000 im Schiffbau. Noch rätseln sie über den Sinn dieser Änderung der Unternehmensform.
Bei Betriebsrat wie Vertrauensleuten der IG Metall klingelten allerdings sofort die Alarmglocken. Besonders, als Hennemann durchblicken ließ, daß bis 1995 die Werftenstandorte in Rostock und Wismar zum „modernsten Schiffbau Europas“ ausgebaut werden sollen.
„Wenn der Weltmarkt nur 30 Schiffe pro Jahr nachfragt, 20 davon in Mecklenburg gebaut werden — was bleibt dann für uns noch übrig?“, fragt ein Betriebsrat. „Kleinere Buden“, wie die umstrukturierte Schiffbau- GmbH dann eine wäre, ließen sich außerdem einfacher schließen. Welchen Sinn solle es sonst haben, die Firmen des Vulkan- Konsortiums weiter zu zersplittern, fragten sich die IG-Metall- Vertrauensleute in einer Marathonsitzung. Ab 1995 sehen die Bremer Werftarbeiter, denen die Pleite der AG-Weser noch in guter Erinnerung ist, in ihrem Betrieb die Lichter schon ausgehen.
Der Betriebsrat arbeitet bereits an einem Fragenkatalog, zu dem der Vorstandsvorsitzende Hennemann auf der eilends einberufenen Betriebsversammlung am 25. November Stellung beziehen soll. Gegenüber der Presse gibt sich der Vorstand schweigsam: „Dies ist ein unternehmensinterner Meinungsbildungsprozeß — keine Auskünfte“, so Frau Wiener aus dem Vulkan-Pressebüro.
CDU und Christlicher Gewerkschaftsbund (CGB) haben unterdessen Vulkan und Senat aufgefordert, umgehend eine Erklärung zu der Befürchtung der Vertrauensleute abzugeben. Der CDU-Kreisvorsitzende Helmut Pflugradt will vom Senat außerdem wissen, ob das Neuordnungskonzept Auflage im Zusammenhang mit der Fusion des Bremer Vulkan mit Krupp Atlas Elektronik war: „Sie sollen über die Bedeutung des Schiffbaustandortes in Vegesack endlich Farbe bekennen.“ ra
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