Umweltministerin Griefahn für kleine Sondermüllöfen

Hannover (taz) — Für den Bau kleinerer Verbrennungsanlagen für spezifische Sondermüllarten hat sich die niedersächsische Umweltministerin Monika Griefahn ausgesprochen. Bei der Vorstellung eines von der Prognos AG und dem Öko-Institut Darmstadt gemeinsam verfaßten Sonderabfall-Gutachtens forderte die Ministerin eine „der Produktionstruktur angepaßte differenzierte Behandlungsstruktur für Sonderabfälle“, die über das gleiche hohe technische Niveau wie die Produktion verfügen müsse. Griefahn zufolge sollen zu dieser niedersächsischen „Behandlungsstruktur“ für Giftmüll „natürlich auch mal thermische Verfahren“ gehören. In diesen „thermischen Behandlungsanlagen“ sollten jeweils nur ganz bestimmte Sondermüllarten verbrannt werden, und die Anlagen müßten an die Abfallproduzenten möglichst nahe an Industrieanlagen angegegliedert werden, forderte die parteilose Umweltministerin. Mit Blick auf den zwischen SPD und Grünen in Niedersachsen umstrittenen Bau einer Hochtemperaturverbrennungsanlage erklärte Griefahn, eine große Sondermüllverbrennungsanlage, ein Allesfresser für Sondermüll, werde in Niedersachsen nicht gebaut.

Das Gutachten von Prognos und Öko-Institut, das der „Erstellung eines Sonderabfall-Vermeidungs- und Verminderungsplanes für Niedersachsen“ dienen soll, rechnet allein aufgrund des Wirtschaftswachstums mit einem Anstieg des Sonderabfallaufkommens in Niedersachsen von heute 1,86 Millionen Tonnen auf 2,3 Millionen Tonnen im Jahr 1996. Durch Einsatz der technisch möglichen und auch umsetzbaren Abfallreduktionsverfahren glauben die Gutachter diese prognostizierte Menge real auf 1,34 Millionen Tonnen im Jahr 1996 senken zu können. Das Volumen des Sondermülls, das, nach der geltenden Technischen Anleitung Abfall, für die Verbrennung vorgesehen ist, soll in dem gleichen Zeitraum von etwa 100.000 auf 70.000 Tonnen vermindert werden. Erreichen wollen läßt sich dies nach Auffassung der Gutachter durch eine „effizientere Abfallüberwachung“, die Gründung einer „Sonderabfallberatungsagentur“ und etwa auch durch „intensive Gespräche und Verhandlungen“ mit den müllproduzierenden Unternehmen. Jürgen Voges